Lyrik der 2000er Jahre

alle Texte: CC BY-NC-ND


Schattenhaftes Träumen

25. Oktober 2009

In nahezu endlos vielen Nächten,
die ich damit zugebracht,
in wahllos selbstverwöhnten Worten
dir zu wünschen eine ruhige Nacht,
habe ich bekannt, was Viele scheuen,
und im Zweifeln Widersinnen:
Sein erträumtes Dasein fortzuwerfen
und ein Neues zu beginnen.

So deutlich mir die Augen schmerzen,
so derb fühl' ich, wie verliebt ich bin:
Neige mich, beständig näherkommend,
zu deinem unerfüllten Begehren hin …
Bin ich nicht Gegenstand deiner Träume,
will ich lieber gar nichts sein:
Will herabsinken auf des Teiches Grund,
und in der Finsternis ein vergessener Stein.
Bin ich im Träumen jedoch dir zugegen,
umarme und befreie mich!
Läutere die Sünden meines Lebens,
nimm' mich an die Hand, und innerlich
will ich fortan hören, was du berätst;
will wissen, wie dein Geist dich lehrt,
und in immerschöner Treue
die Gnade meines Glücks erfährt.
So will auch ich wahr erschauen,
was mich weder im Traume noch der realen Welt,
so nah am Abgrund vor dem Tode
und doch beständig am Leben hält.


Jeden Tag

1. Oktober 2009

Der Gaben scheu und voller Zweifel
erwache ich an jedem Tag.
Sehe, was mein Spiegel gaukelt
und ich ihn jeden Morgen aufs Neue frag':
»Wer bin ich schon um zu verkennen,
was Ehre und was Umstand heißt?
In jeder Stunde schmerzt das Erinnern
und es doch nie Lohn verheißt!«

Die Trauer, die mich im Inneren schwächt,
ist fürwahr nicht hier geboren!
Doch ganz nah ist ihre Quelle
und an Hoffnung unerreicht verloren …

Ich schaue mit Staunen den wilden Tänzen
in meinem dürstend' Geiste zu:
Was ich verlebe, wonach ich verlange …,
ist nicht Vernunft, sondern bist ständig *du*!

Die Wahrheit stört und geizt mit Freuden,
die Träume sind mein einziger Trost:
Es ist Barmherzigkeit, die jeden Tag
um meiner Willen darum lost!

»So komme ab – vom Träumen.«,
rät' mir die Stimme, die mich führt:
»Erwache jeden Morgen mit Vernunft und Mut
und es ist die Chance, die dir gebührt!«


Die Annahme

19. Juni 2009

Sie atmet dieselbe Luft der gleichen planetaren Atmosphäre.
Sie wandelt auf derselben Landmasse wie ich.
Wir hatten vor Millionen Jahren den gleichen Ahnen.
Ein Feuer brennt auf ihrer Haut ebenso heiß wie auf meiner.
In der Tat nehmen wir dieselbe Farbe von ihm wahr.
Die gleiche Masse Luft drückt auf dein Haupt wie auf meines.
Sie spricht die gleiche Sprache mit denselben Akzenten.
Ein Erdbeben würden wir zur gleichen Zeit spüren.
Wir beide werden von Regen nass und Wind trocken.
Sie hört bei einem Gewitter den gleichen Donnerschrei
und sieht den gleichen Lichtblitz.
Von der gleichen Ignoranz der Menschheit
sind wir erschrocken.
Wenn sie beim Eislaufen hinfällt,
wird ihr dieselbe Körperstelle weh tun wie mir.
Halit schmeckt für sie ebenso salzig wie für mich.
Und beim Pfeffer ist es ebenso!
Dieselben Buchstaben bringt sie zu Papier, wenn sie sagen will:
»Du bist etwas Besonderes und ich liebe dich!«

Und obwohl wir so Vieles gemeinsam haben
– man könnte sogar meinen, wir seien identisch –,
ist es doch eine unlösbare Unmöglichkeit,
dass wir als liebendes Paar zusammenkommen.
Jeder für sich scheint die Liebe für sein Gegenstück
auszusenden, jedoch steht eine Wand zwischen uns,
die unbekannt heißt.


Mörderin meines Seins

13. Juni 2009

Ich hebe mir die Welt hervor,
stelle Klarheit mir zutage,
erlebe was es heißt zu lieben,
und habe doch die ernste Frage,
wie es sey, falls nichts geschähe:
… Falls trotz der Angst vor bitterem Werden
ich unachtsam mich verlieben täte
und würde damit die Vergangenheit beerben!

Zu sehen, wie mein augenloses Glück,
für ewig sucht und niemals findet,
betrauert mich und sie beim Träumen,
die doch ihr unbewusstes Leben
so unklar an mich bindet.
Sie ist der Stein – geologisch lieb' ich sie –,
der mich unter Wasser zieht;
es ist nicht die Schwere ihrer Sorgen, die mich ertränkt,
… nur: dass sie mich weder kennt … noch sieht!


Der Fluch

14. März 2009

Das Leben ähnelt dem, was man spricht,
zum Lug und Trug der einen Seite
ist es die Wahrheit, die mich bricht,
und für die ich jede Qual erleide:

Die Qual nicht zu wissen, ob man träumt.
Ob man wirklich real im Leben steht.
Ob Glückseligkeit mich säumt.
Ob mein Fluch mir je vergeht.

Was bringt die Einsicht, was bringt der Glauben?
Wenn es stets meine Sinne sind, die mich berauben?


Die Rückkehr

18. November 2008

Habe schon so lange nicht
von schön beseelter Welt berichtet.
Und sehe schon nach wenigen Momenten,
dass sich das Chaos meines Geistes lichtet!

Das süße Lächeln, das mich tief
wie auch wonnenhaft geehrt,
mich für alle nächsten Nächte
Gehorsam und Bedenken lehrt.
Gewöhnt an unverkannte Schönheit,
belege ich mein Glück mit dir:
bekenne, dass ich dir zu Füßen liege
und jeden Dialog verlier'!

Doch nicht Mangel ist der Grund dafür:
»Liebe« ist hier das rechte Wort:
Stehe ewig und warte auf dein Kommen,
im Traum – wie auch an jedem anderen Ort.

Die Trauer wird von Glück erfüllt,
wenn ich mich dir beim Träumen offenbare.
Und trauernd, weil ich mir trotz aller Hoffnung
der Bindung Realität bewahre …


Hoffend

24. Oktober 2008

Habe unschätzbare Dinge gesehen,
habe gebetet und auch geflucht:
War stets der Mann, der voller Sorgen
nach der einzigen Geliebten sucht.

Gefunden hab ich aber in all den Jahren
das Leiden dieser armen Welt:
Wie wenig sie doch mir entspricht
und noch viel weniger gefällt!

So bleibt mir Träumen, und träumen will ich!
Habe nie was besser gekonnt als dies.
'Drum steckt darin auch all mein Hoffen,
mein Erwarten, auf das ich mich stets verließ.

Das Glück, das mir all die Jahre schien,
heute mich nur selten blendet.
Ist es der Moment, der dich bezeichnet,
falls du dich mir entgegenwendest,
scheint mein Glück so hell aufs Neue,
Frohsinn geht mir durch den Geist!
Ein Ereignis, das mich stets belebt
und die Liebe zu dir beweist.

Hier enden diese kurzen Verse,
habe stets an dich gedacht.
Und insgeheim mit jedem Worte
eine Sekunde mit dir verbracht!


Die lebende Nacht

14. August 2008

Was für immer schon gegolten hat,
den Ahnen, wie auch den Neuen,
wird für jede Nacht bestehen,
und den Liebenden im Traum erfreuen:
Denn sieht er – wie ich – die Eine,
die ihn greift und fern entführt,
so ist er – eben wie auch ich –
von zärtlichstem Gefühl berührt.

Betet und glaubt er an die Liebe,
wird die Nacht ihn bald belohnen,
und lässt ihn zum Dank dem Traum zum Gruße
in seinem Wunsche innewohnen.

Seh' ich ferner die Eine stehen,
bald nah und bereit für Taten,
bin ich – so sehr ich dem entspreche –
mit Folgeleisten gut beraten.

… Und nichts lieber tue ich,
als glücklich wie ich nächtlich bin:
laufe unbescholten der Geliebten nach
und gebe mich der Wahrheit hin.

Entrissen aus dem wahren Leben,
ziehe ich das Schlafen vor:
Denn hier erwartet mich im Vertrauen,
das alle Sorgen lösend' Tor …


An die Richtige

29. Juni 2008

Ich werde dir niemals durchs Haar streichen.
Werde niemals deine Wangen küssen, noch deine Lippen.
Werde dir niemals ans Ohr fassen
oder jemals den Rucksack für dich tragen dürfen.

Nie werde ich deinen Körper berühren,
niemals dich von hinten umarmen
oder von vorne.
Die Worte, die wir wechseln,
werden nie mehr als ein Standard sein;
ein Lächeln zu mir stets höflich,
niemals jedoch aufrichtig.
Dein Leben wird mir immer genauso verborgen bleiben
wie der Ursprung deiner Schönheit.

Niemals wieder wirst du mir deine Hand reichen
und mir nie eine Kuss-Hand zuwerfen.
Auf ein »Ich liebe Dich!« werde ich bei dir vergeblich warten.

Und niemals werde ich verstehen,
warum du in meinen Träumen
ganz anders bist …


Gedankenlos

28. Mai 2008

Und sehe ich – fern von jedem Sternenwinkel,
die Liebe meines Herzens glühen,
stehle ich ihr nicht das Wahre
und lasse sie daher verblühen!

Wenn ich eines fernen Tages
leidensfrei beim Träumen sterbe,
gibt es nur ein einziges Wesen,
vor dem ich mich verneigen werde:

Es schwebt mir vor und mit mattem Blick,
erschaue ich die Jünge des grazilen Wesen.
Auch wenn ich dann im Sterben liege,
werde ich in mir genesen
und einen letzten Traum mir träumen,
die Augen tränen, und Glieder schmerzen.
Aber durch mein ehrenhaftes Leben
werde ich sie lieben von ganzen Herzen.

So ist es trügerisch, das sich Heilung nennt
und arglos ist mein Spott der Welt:
Letztlich und von ganzer Überzeugung,
werde ich ihr einer Held …


Unvollkommen

26. Mai 2008

Ich bin unvollkommen.
Und so, wie ich über mein Leben verfüge,
ist es nicht allein die Freiheit,
mit der ich mich bewusst begnüge:
Ich sehe dieses hübsche Mädchen,
und kenne keine Steigerung dafür:
Es bleibt zu hoffen, dass ihr liebevolles Leben
mir das Ideal, und die Unversehrtheit ihr.

Wie ich sie von Herzen liebe,
so bezaubert mich auch ihr Gesicht.
Stünd' es nicht frontal auf jedem Bildnis,
so wäre es des Betrachtens nicht
wert zu sehen, was ohne sie fehlt:
und wie endlos die Schreie ins Leere hallen.
Dabei will ich doch nur in meinen Charme
zumindest ihrem Blick gefallen!

So allein ich all die Jahre war,
so werde ich noch viel einsamer sein,
falls es nicht zum Glücke kommt
und ich eines Nachts in meinem Kämmerlein
sie im Traume schweben sehe:
mit ihr spreche und an sie denke.
Gleichso, als ob ich viel zu zwecklos
meine ganze Liebe auf sie lenke!


Das Gesicht

2. April 2008

So sage mir, ach teure Schönheit,
was ich mit Vernunft und Wissen sollte,
wenn ich dich zu stiller Stunde
im heiligen Glauben bebeten wollte!

So haltlos scheint mir mein Erflehen
und die Abstinenz zu ungesund:
Und werde ich im Leben fröhlich,
dann höre meine verliebte Kund':
Es sey dem Spiegel das Licht versagt.
Das Wasser werfe sofort zerscherte Wellen.
Dem Schreiber möge der Stift zerbrechen,
dem Töpfer sein geformter Ton überquellen,
damit all das nicht dargestellt,
das dir im lächelndem Gesichte
eingraviert und wohl bewahrt,
für meine Träume und meine Gedichte!

Zu egoistisch liegt mir an,
doch will ich nur zu deutlich sprechen:
Ich schwöre, dass du stets mir heilig,
und ich unfähig, diesen Eid zu brechen.


Über die wahre Heimat

18. März 2008

Sehe ich ab – fern der Heimat,
fern von unschuldlosem Bedingen:
könnte mich gar wohl nur ein Sterben
zur Umkehr und zum Beirat zwingen!

Denn anders als die meisten Menschen
sehe ich nicht ab vom unheilvollen Klagen,
und würde sogar für die Liebe
die Schritte eines Narren wagen!

So ist die Zukunft – und spielt sich auf,
als wäre ihr das letzte Leid genommen.
Derweil der Umweg der heutigen Besorgtensumme,
obschon im Verborgenem oder Frommen,
den Dienst am Land zu falsch begeht,
und das Land sich selbst verwundert:
Doch der Heimatlose dem toten Lande trotzt
und erträumte Welt für sich erkundet.

Die wahre Heimat also, so meine ich,
ist nicht jene, die man verlassen musste;
sondern jene, die man stets erträumte
und in ihr seine Liebste wusste!


Die Tat begangen

5. Februar 2008

Schönheit wiederzuerkennen,
erschwert nur minder jene Wahl,
der ich gern und offensichtlich
den Zuspruch für mich selbst befahl.
Um zu erreichen, das mir fern noch liegt.
Um die Augen zu schauen, die mir verschlossen.
Um den Atem zu fühlen – aus einem atemtoten Körper,
und im Versehen habe ich genossen,
dass all diese Wahrheit nur im Träumen mir gewahr:
Dass es heißt, es triebe und es zügle mich!
Wer aber wirklich will, dass etwas in Erfüllung geht:
der sey ermahnt – er füge sich.

Ist nicht ratsam, jenes Wort,
aufs Neue und Teure auszusprechen?
Im Leben stur, im Sterben frei,
doch ein Leben lang dasselbe Versprechen:
So sey zitiert, was die Natur uns rief,
und hören soll man, was gesagt:
»Es ist falsch, und überdies riskant dazu,
wenn man sich verlogen mit der Liebe plagt!«

Im Unglück möchte ich beschließen:
wenn die Einsamkeit über mich verfügt:
dann mir die Freude in der stillen Wunde
dein Lächeln ist, das mir bislang genügt.


Verzweifelt

28. Januar 2008

Das Wagnis, Jenes zu verstehen,
das mich und dich in Grenzen hält,
ist bedeutsam für unser beider Leben
und vielleicht auch für den Rest der Welt.

Ich habe schon an manchen Tagen
dem Tod im Werken zugesehen:
Kann begreifen, wie sein Treiben,
aber kaum, was um ihn geschehen!

So sprech' ich laut und schreie fast,
aber treffe ich auf kein Gehör:
Vielmehr die Weisheit, die zugrunde liegt
und der ich Treue wie auch Ratschluss schwör':
Begib dich, Leben, widerwillens,
in meine Obhut, für meine Tat!
So wie ich damals vor vielen Jahren
den gesteinten Weg allein betrat:
So lange es auch her sein mag,
so deutlich zeigt sich das Erinnern:
In den Augen Angst, die Füße stumpf
und in der ganzen Brust ein Flimmern.

Als würde man um sein Leben betteln,
klopfte ich beim einzigen Wesen,
das zugleich mir Göttin, zugleich mir heilig
und in jeder Hinsicht auserlesen,
und geöffnet ward' mir die Pforte:
entscheiden würde sich mein Leben:
Ist sie redsam? Ist sie verschwiegen?
Wird sie mir endlich Antwort geben?

… Unachtsam das Detail übersprungen
weiß ich, dass ich ratlos ging.
Im Leben meinerselbst nicht sicher,
war es ein »Nein«, das ich empfing …


Umschwung

18. Dezember 2007

Entzündet durch reinen Sanftmut
ist es unser aller Tage,
verdammter Weg und verhasste Zeit,
gar unpässlich, falls ich im Traum besage,
dass Geschehen – einst fern von uns –
die Menschen eint und friedlich stimmt;
sie Verständnis und Gehorsam lehrt
und ihnen Aberglaube nimmt.

Das alles ist Theorie.
Und im Wesentlichen gut Gerede:
aber eben wenig hilfreich bei meinen Sorgen,
bei meiner innerlichen Fehde.
Es zanken sich Gesetz und Ordnung,
sie meinen gleich, sind doch verschieden:
und verstehen wird es nur ein Verliebter,
dessen Bedenken stets übertrieben.

Mein Elend klar und ist es fertig,
so mag man Heil vollbracht:
im Leben Zwiespruch, im Tode Argsinn,
und nur beim Träumen grenzenlose Macht!
Die Lösung ist fast einfacher,
als alle Wünsche dieser Erde:
Ich bin erst König über mein Schicksal,
wenn ich ihrer Liebe habhaft werde.


Von mir

5. Dezember 2007

Verklingende Gesänge, die ich –
kaum gehorcht, auch schon vergessen,
wissen nicht, wie sehr sie schmerzen
und in ihrem elenden Ermessen
die Tränen des Schreibers stets erzwingen,
bewirken, was kein Traum vollbringt:
Dass einem der Fluch genommen
und der Name wieder reinlich klingt!

Ich will gehorchen, und will verstehen,
ich will mich an Gesetze halten,
die mir beschreiben, wie ich lebe,
die mein Beten streng verwalten,
und – jung erdacht – für ewig gelten,
als seien sie mit Hass geschrieben:
fürchterlich und helfend zugleich,
und in fahlen Erinnerungen verblieben.

Das Opfer, das ich für dich bringe,
ist mir Ekel und Begehr' zu selber Zeit –
habe ich noch nicht vergessen,
was mir im Liebestaumel … Richtigkeit!


Beispiellos

6. November 2007

Käme ich nicht ohnehin zu vermuten,
würde mein Leben rasch verbluten:
Würde es mein beispielloses Leben
in naher Zukunft nicht mehr geben.

So bin ich froh, dass außerhalb der Säle
ich mich nur mit einer letzten Frage quäle:
In den Hallen der Gelehrten eingerufen,
am Fuße der Marmor-weißen Stufen,
nah dem Feuer, das im Kamin verbrennt
und der Kamin Foyer von Bibliotheksregalen trennt:
Irgendwo dort stehe ich der Geselligkeit inmitten
und lasse um eine kluge Antwort bitten:
Doch das Klügste, das mir hervorgekommen
ist Wagnis, die trist und unbesonnen
fordert, was den Jäger ängstigt
und jedermann, der töten muss:
Im Leben herrisch über die Naturgewalten.
Im Tode den gnadenden Göttern ein Verdruss.

Aber was nun spreche ich zwischen all den Seelen?
Werden sie hören, dass mir Liebe und auch Tatkraft fehlen?
Knie ich unbeschattet und den Lasten freigelegt
ein Dasein, das nach Vergeltung strebt?
Oder werde ich Schicksal's Ruf auf mich nehmen?
Mich zu Mühe und Arbeit hinzubequemen?
Werde ich tun, was mir aufgetragen,
oder das Wagnis noch etwas weiter wagen?

Stünde jene Eine mir vorm Gesichte:
Es wäre kein Erlebnis, es wär' Geschichte!
Eine wahre Sage, die mein Leben bestimmt,
und von urauf mir alle Sorgen nimmt.
Unfähig, Worte von mir zu geben,
würde ich mich in einem zweiten Leben
endlich trauen, sie anzusprechen,
Gesetze und alle Gebote brechen.
Um der Liebe Willen? Jawohl – das sey:
hinfort die zügellose Unzucht dieser Generation:
ich gestehe ein, mir wär' es einerlei,
aber ein wenig herzlich schon.

Wie kann ich über Worte denken,
die meine Fantasie in andere Dimensionen lenken?
Wo doch die Schönste jeder Dimension
nichts weiter als meines Kopfes Illusion!

So möge man mir Gnad' erteilen
und an meiner statt verweilen,
damit ich nur einen Wunsch erfahre:
der mir heute heilig … und alle Jahre.


Die Vorsehung

8. Oktober 2007

In Gestalt eines Anormalen
begegne ich zu oft im Stillen,
was drückt, und was mich niederreißt,
was fordert meinen loyalen Willen,
was Habsucht und Gier in mir vereitelt,
und ruhelos mir schmerzen tut.
Was zuckt und mich erregt,
was mir in allergrößter Wut
die Seite eines Lebens zeigt,
die nicht für mich geschaffen ist.
Was trügerisch und wohlstandsfern,
die größte Sorge und böseste List …

Die Worte schrecken den Betrachter ab,
er wird verkennen, was ich sehe,
auch wenn – und dies nicht versehen's –,
ich mich an seinem Geist vergehe:
Die globale Effizienz der Würde,
die der Menschheit heut' zuteil,
ist uns wohl kaum noch ein Verstehen
und schon gar nicht allerhöchstes Heil.
Der Abstand eines weisen Lebens,
die Pein, mir Liebe zu verwehren,
wird in wenigen Jahren schon
auch noch den letzten Mensch bekehren.

Da stellt sich mir die ergründende Frage,
ob ich's lasse oder wage,
in meinem Treiben fortzufahren
oder mir gar Zeit und Kraft zu sparen.
Doch ist es wirklich Mensch-Sein, das ich will?
Ein Dasein, das vor jedem kriecht?
Und in seiner ebengroßen Abscheu
schon jetzt wie etwas Totes riecht?
Abstoßend und vor Unzucht nicht bewahrt,
hebe ich meinen Kopf empor:
Weiß, dass ich es anders kann,
anders, als jeder mir zuvor:
Die Kraft, die mir zugespielt,
mir einverleibt und mich trägt,
im Grunde ein junges Fräulein ist,
das für mich Entscheidungen bewägt:
Die Dame, die mich so betört,
mich erhellt und gütig spricht,
ist an allen Lieblichkeiten reich beschenkt,
am menschlichen Verkennen aber nicht.


Moment der Erkenntnis

17. September 2007

Verstehe, was die weise Stunde
uns zum Teil erbringen mag:
Siehe, in dem von mir Gestelltem
die grenzenlose Liebe jeden Tag!

So scheint es einfach,
mich für Glück zu lieben.
Doch ist's – bei meinem Wesen –
nicht bei bloßem Glück geblieben.

Unfähig zu erkennen,
was *du* für mich empfindest,
ist es mir ein Leichtes zu berichten,
was mich in jeder Stunde an dich bindet:
Behaglichkeit, Treue, Sorge und auch Wut
machen meinem Dasein Mut.
Bekenntnis, Wissen und scheue Zierde
ergeben, dass ich den Verstand verliere.

Belebendes Beäug'le, das mich neckt
und im Witzeln – wie versteckt –
das Bunte meiner schwarzen Seele entlockt,
was zuvor im Innersten verbockt
auf neue Taten wartete,
nunmehr frei und unbescholten
mein Leben lenkt, stimmig spricht
und alle Schulden abgegolten.

Ich danke dir – in Liebe.


Gegebenes

7. August 2007

Vom hemmungslosem Glück zu wissen
und in Einigkeit dabei,
ist mir die Gerechtigkeit dieser Welt
und jeder Zorn dazu recht einerlei.

Freude, die mir widerfährt,
und scheucht, als sey ich Jägers Beute,
trifft und stichelt meinen Körper,
ergänzt die gute Laune, heute,
um morgen vielleicht zu verschwinden,
auszufallen, wie graues Haar:
Bekennt die Taten, die nie geschehen,
und Ergreifendes, das niemals war.

Da stellt sich mir rasch die Frage,
ob es Sinn ergibt, wenn mir zugegen
ein Licht erscheint und tätig wird,
als sey ich im Werte bös' und verwegen!
Glaubt denn dieser Schein nicht bald,
dass der letzten Stunde Ende
der Geschichte Urpunkt, höchster Gipfel
und traurigste, bekannte Wende?

Ich sehe, wie ein Schmerz verfliegt,
habe seitdem mehr gesehen.
Nur ist seit diesem einen Moment
kaum etwas Neues dazu geschehen!
Still sitze ich stattdessen,
und warte auf die rechte Stunde,
die mich freit und mir gefällt,
und erregender ist, als jede Kunde
von der Rettung dieser armen Welt,
von Seligkeit einer jeden Seele.
Nur ist es mein Entschied, wenn ich dir in Liebe,
vom Abstrakten meinerselbst erzähle!


Für die Bestimmte

21. Juli 2007

Um jetzt mal genau zu sein:
bin ich gar nicht so allein,
wie ich bislang von mir dachte,
als ich noch ersetzbare Dinge machte.

Die Einzigartigkeit in meinem Leben
konnte es nur durch dein Dasein geben,
sodass es mich ins Wundern bringt,
wie es dir mit einem Blick gelingt,
dass ich all mein Wissen und die Regeln,
die mein holpriges Gemüt ins Rechtsein pegeln,
verwerfe und mir neu bedenke,
ich handle richtig, wenn ich dir Vertrauen schenke.

Denn was nützt mir wohl der tiefste Blick
in der Wissenschaft' tristestes Geschick,
oder das weltweit gütigste Gesinnen,
wenn Übel stets von vorn beginnen?!
Da helfen weder Regeln, noch die Würde,
… es wäre bloß Geschichte, keine Hürde,
die uns zerrt und missbilligend besieht,
und im Seelenkrampfe schreit: »So flieht!«


Ein Tag zurück

15. Juli 2007

Betören meine vagen Worte,
ist es Liebe, die du spürst:
Liebe, die du aus meinem Inneren,
in dein eigenes Herz entführst.

Bereitet es dir wache Nächte:
denkst du viel zu oft an mich.
Träumst du jene losen Träume,
ist es Sehnsucht sicherlich.

Schreibst du Worte, fern von mir,
küsst Papier und jede Seite,
heißt das, dass du dich erinnerst
und ich dich im Geist begleite.

Weißt du mit geschlossenen Augen,
wie ich lächle und wer ich bin;
wie ich spreche und flüstern werde,
wie ich erscheine, und bis zur letzten Zelle hin,
dir und deiner Art verfallen,
dich in Ehre und Hoffnung stets besehe,
erbete, dass deinem wundervollen Selbst
zu allen Zeiten nichts geschehe,
so weißt du auch, mit welcher Kraft ich fühle:
warum du mir das Liebste bist.
Weshalb mein Körper gänzlich bebt,
wenn du mich … in Liebe küsst.


Zum Beschreiben

30. Juni 2007

Zu sehen, was mir widerstrebt,
und beängstigt mir das Leben zeigt,
ist weder ratsam, noch zweckgebunden,
nur unerfassbar und verzweigt.

Der Worte Rätsel, die es bilden,
ist für mancherlei Genuss verwegen.
So hoffe ich, dass um der tausend Worte Willen:
ich konnt' Zufriedenheit dir zu Fußen legen.

Denn das, was Worte niemals können,
ist zu bezeichnen, was man glaubt,
und uns bei jedem großen Ratschluss
der Wörterkunde Dreh' erlaubt!

So wirkt zu einfach, was ich will:
scheint es Zuneigung an sich zu sein.
Doch ist mein Streben höhersinnig
und nicht der bloße Moment allein.

Ich begehre deine feste Bindung,
deine Treue, dein Verlangen.
… Deines Lebens Teil zu werden,
unverschleiert, unbefangen.


Erhabenheit sehen

23. Juni 2007

Als ich heut' im frischen Zug erwachte,
und bei mir im Versehen dachte,
wie schön es sey, nur kurz zu liegen
und über Zeit und Raum zu siegen,
sprang ein kleiner Gedankenfang
mich plötzlich aus dem Dunklen an,
und brachte mir Erinnerungen,
die mir stark und ungezwungen
das Bildnis deiner lieben Seele zeigten,
mich striffen und in ihrem Spiel
dahin gestoßen, hineingedrückt,
und an Emotionen viel zu viel.

Ich sehe, was mir verborgen war,
spüre, was nicht verborgen ist.
Weiß umso mehr, wie sehr ich liebe,
und weiß zudem, dass du es bist!
So stellt sich mir die verwegene Frage,
ob ich mich ziere oder plage,
dich im Leben meine Frau zu heißen,
und von meinen Gewohnheiten abzureißen.
Die eine Antwort, die ich kenne,
lautet, dass ich mich dein Gefährte nenne,
und furchtlos, wie es sein sollte,
nicht weniger als dein Begehren wollte.

Lieblichkeit, die dich umgibt,
und mir alles Denken raubt,
ist betörend, ist belebend
und dergestalt, als dass man glaubt,
eine Göttin selbst habe mich umsponnen,
meine Hingabe zu ihr gewonnen,
und – sofern sie mir Bedeutung schenkt,
mein ganzes Leben auf sie lenkt.


Die Beschreibung des Göttlichen

3. Juni 2007

Hält mein Atmen mich doch wach,
wirkt die Schönheit deiner Augen.
Ist dein Lächeln mir zugegen,
kann ich keinen Sinnen glauben:
Ehrfurcht lässt meine Glieder schmerzen,
Schwäche unterweist mir Sorgsamkeit.
Dich nicht mit tausend Blicken zugleich zu schauen,
ist in mir das größte Leid.

Ich versuche, mich an dein Küssen zu erinnern,
stagniere aber stets an gleicher Stelle:
Noch sehe ich dich vor mir liegen,
dann: wie ich mir den Geist vergrelle,
so unfassbar ist mir das Geschehen,
dass ich eine Göttin küsste!
War es erträumt oder doch erfunden?
Frag' ich sie? Ob sie es wüsste?

Gewonnen habe ich die Macht,
dich zu halten und zu umarmen.
Verloren jene Angst davor,
ob sinnlos mein gebalz' Umgarnen.

So scheint es göttlich, dich zu kennen,
und in einem Wort mit Sinnlichkeit zu nennen.
Kommt wohl je die Zeit, in der ich lerne,
dass ich mich nie mehr von dir entferne?


In Liebe

2. Juni 2007

Angstlos sehe ich die Welt,
schaue gern und viel in sie.
Ihr zu vertrauen, und doch zu trotzen,
verstand ich meinen Lebtag nie.

Nun aber steht mein Dasein außer Frage:
Ich bin und werde ewig sein.
Das Geschenk, wie erträumt zu lieben,
kam durch dein Wirken ganz allein.

Wie das leise Blätterfallen,
wie die Sonne tief am Meer,
rufe ich dich gefürchtig im Gebete an,
und verehre dich fast viel zu sehr,
als dass es mir verrückt erschiene,
nicht jede Nacht von dir zu träumen,
und statt meiner angesprochenen Gefügigkeit,
das Beten und Schlafen selbst zu säumen!

So wisse, dass stets in deiner Einsamkeit,
mein Gedanke dich erweckt
und als liebliche Erinnerung
dein Begehren aufs Neue neckt.

Ich wünsche, dass meine Worte dich erreichen,
du bestätigst und bezaubert bist.
… Weißt, wie viel du mir bedeutest
und es mir ehrenhaft, dich zu lieben, ist.


Händespiel

25. Mai 2007

So sey das seichte Hände-Ränkeln
als liebesgleicher Akt erwähnt:
Er lässt mich leben, lässt mich sehnen,
es ist Liebe, die mich lähmt!

Ich weiß, dass keine teure Stunde
mir jenen Moment ersetzen kann:
Wäre ich doch ohne dein sanftes Wohlgefallen
nur ein ganz normaler Mann …

Die Zärtlichkeit, die ich durch dich vernehme,
lässt nur einen vieler Schlüsse zu:
Es ist kein Gnaden, den ich erhalte:
Es ist Liebe. Es bist du!


Die Repression zum Gedenken

8. April 2007

Ich lenke meinen fiesen Zorn
auf ein wohlbekanntes Ziel.
Es wäre gar nicht mal fälschlich anzunehmen,
dass selbst der kleine Ärger ihm zu viel,
den ich im Zorn zu erwischen versuche;
und daher ich es bin, der mit gewaltiger Kraft
die Einigung trennt, die Grenzen löst,
und damit neue Zweifel schafft.

Doch bin ich deshalb Zweifler oder Visionär?
Bin ich geknechtet oder frei wie du?
Ist es Wahnsinn, der mich leitet,
oder ausnutzt immerzu?
Ist es Höflichkeit um mich herum,
wenn Tadel und Unmut auf mir liegen?
Oder ärgerlich und einfach dumm,
wenn Bauern Erbsen gegen edle Steine wiegen?

Ich sehe, wohin die Krone rollt,
und verfolge ihren ungewissen Lauf.
Für so manchen, der den Göttern huldigt,
stellt sich aber alsbald heraus,
wie unsicher und wahllos ihr Rollen ist:
Kaum bemerkt, dass sie schon ruht,
und in einer fast absurden Weise
ist ihr unbestimmtes Treiben gut.


Die Liegende

20. Januar 2007

Es gleicht viel eher dem vagen Ton,
dass Edelmut nicht großer Lohn,
sondern fern aller Welten schwebt
und im Nachhinein des jeden Glück verwebt.

So ist es an der Zeit zuzugeben,
dass auch welche außerhalb der Welten leben,
und über alle Geschicke wachen,
indem sie sich – fern allen Mitteln –
mit Lieblichkeit bemerkbar machen.

Ich bin nicht Träger jener Schuld,
doch weiß ich sehr genau zu berichten,
dass sich in einer unserer nahen Nächte
ein Gedankenweg sich wird lichten.

Denn die, die mir eine Göttin ist,
ist für andere nur ein Tolerant.
Doch in meinem Wesen zu begreifen,
hab ich allein viel mehr erkannt:
Die Lieblichkeit, die sie durchfließt,
… Über die Heiligkeit, die aus ihr sprießt,
ließen sich ewige Bände schreiben –
und sie … würde bis in alle Zeiten
ihr einziger, würdiger Inhalt bleiben!

Wie auf einem Altar sehe ich die Frau,
bereit, sich eigenem Opfer preiszugeben,
um diesen müden Scheiß-Planeten
erneut mit ihrem Segen zu beleben!

Die Liegende: mir ein stilles Ebenbild,
voller Zaghaftigkeit und Tränen:
So komme ich nicht ohnehin, mit großem Mut
die Geschichte unserer Einsamkeit zu erwähnen.

Es war in einer kalten Nacht,
so kalt, dass selbst die Bäume froren,
und deren Knospen, noch nicht gebildet,
in ihrem Urwuchs schon vergoren.

Ich lag mit ihr – der einen gar –
auf einer matten Winterwiese,
und wusste, dass wenn uns nicht
die Natur etwas Wärme zukommen ließe,
wir erfrieren und verderben müssten,
wir die unsinnigsten Tode stürben.
Denn ihr Hass aufs Menschsein schien so groß,
als wollte sie die ganze Welt zermürben.

Eis fiel vom Himmel, die Wolken froren ein.
Würde das, so nah wir es spürten,
unser beider Ende sein?

Ich schlug vor, uns neu zu setzen:
aufeinander, mit gekreuzten Beinen.
So konnte die Nacht um uns herum gefrieren,
und der Himmel Eis auf uns herniederweinen,
ohne dass es uns viel störte:
Denn die Wärme lag jetzt zwischen uns:
Konzentriert in unserer Mitte,
wo kein Winter sie aus unseren Körpern duns.

Das Wichtige aber ist hierbei,
dass ich und »die Liegende«,
uns zuvor nicht mehr als vom Namen kannten,
und dennoch uns Vertraute nannten!

Die Lieblichkeit, die uns durchfloss,
war nun nicht mehr Wärme nur,
sondern die Heilung der inneren Wunden,
und zwischen den kalt gefrorenen Lippen unserer Küsse,
ihre bedingungslose Kommissur.

Warum nun aber »die Liegende«?
Heißt sie so, weil sie mir unterlag?
(Aber ich genauso unterwürfig war
an diesem bitterkalten Tag!)

Die Wahrheit klingt recht einfach
in Anbetracht der letzten Momente.
So war es, dass ihr warmer Körper
mir nie zuvor so Heiliges schenkte!

Wäre es nicht so gewesen,
wären wir gar umgekommen,
hätten uns sehr rasch
wie zwei Sterbende benommen!
Und wären als zwei steife Körper
jetzt endlich tot ins Liegende gegangen.
Ausgebrannt und ohne Liebe
und mit nie berührten Wangen.


Die Unerkannte

3. Dezember 2006

Sie eint nicht das, was gleich zu sehen,
versteckt nicht, was benommen macht.
Zeigt sich nicht als überlegenes Wesen,
zeigt ihren Einfluss, indem sie lacht.

Schönheit ist nicht ihr bekanntes Werk,
Mut hält sie im Untergrund.
Freiheit ist ihr unter die Haut gezeichnet,
und großes Wissen steht ihr im Bund.

So gleicht es einem stummen Tadel,
einer Ehrfurcht, die keinen Gläubigen ermahnt.
Doch schon zu bekennen, was ihr verborgen
und jeder in sie Verliebte ahnt.

Herrschaft. Dieses karge Wort hinfort
und aufgestülpt den neuen Sinn:
So sind es Edelmut und Eleganz,
denen ich so hoffnungsvoll zugetan bin.


Der Träger ihres Seins

28. November 2006

Dem geschulten Auge, muss ich mir sagen,
ist es minder ein vages Wagen,
sich vorzustellen, was gottgleich scheint
und Anmut mit Geduld vereint.

Mich erhellt allein der Gedanke,
dass ich nicht um die Erkenntnis zanke,
ihre Erhabenheit zu ignorieren:
ihr Vergnügen zu verlieren …

Denn nur, was einig und was duldsam ist,
gelangt keinesfalls in jenen Zwist,
der als Brücke die Menschen und das Glück verbindet,
und als Pförtner neue Wege findet,
die Verliebten mit Pein zu verführen,
die Begehrten mit stolzen Worten zu berühren:
den Wahnsinn um sich herumzuziehen,
und dennoch … vor nur einer Frau zu knien!

… Vor einer Gestalt, die so haltlos schön,
dass ein jeder Vers sie falsch beschreiben würde.
… Die so erhebend lieb,
dass sie zu lieben bereits die größte Hürde!


Das Wiedersehen der Verführung

22. Mai 2006

Sich gegenwärtig abzusehen,
allein den Grund nur zu verstehen,
dass einsame Stunden an bitteren Tagen
mir wie gewohnt im Kopfe klagen.

Doch unverständlich, wie geschehen,
sollte ich bald Hoffnung sehen,
sollte wissen, was es heißt,
wenn die Trauer von meinem Schatten reißt.

Ich glaube nicht, doch steht sie hier,
gibt sich erhaben, ich das Wort verlier',
und auch die Tat in meinen Händen
sollte sich fortan an Andere wenden.

Da ist die Botschaft, die beglückt,
die Bezirzende, die mir näherrückt.
Da ist die Eine, nach der ich mich sehnte
und bei jedem Gebet erwähnte.

Sie blickt hernieder, ich hinauf,
doch weiß ich schon um den Verlauf,
der mich gewiss beflügeln kann,
schon zieht sie mich in ihren Bann:
hebt das Auge, kniet die Stirn,
mein Atem wird zu blauem Firn,
die feinen Lippen, die mich rufen,
heben mich auf neue Stufen,
das Haar, das ihr ins Gesichte schlägt,
mich in ferne Welten hebt.
Und zuletzt ist es ihr Betragen,
ich wage es ihr kaum zu sagen:
die Lieblichkeit, die uns vereint,
nur sie – und keine Andere meint.


Glaubensbekenntnis

20. Mai 2006

Belege, was dir heilig ist
und unvereint aus Geist und Tat.
Erhöre, wer besprochen wird
und unter den Schutz der Götter trat.

Wisse, was der Leidende fühlt
und traue dich, in Schmerz zu handeln:
So wird auch dir wie ein Bekenntnis
die Habsucht sich in Schweigen wandeln.

Gestillt, verehrt, verwehrt geboren
ist ein Neubeginn im Leben.
Unbewusst, sich anzumerken,
wird nur ein Gott dir Erleuchtung geben:
Geführt aus fremden Wäldern
ist es Stolz, der uns verführt –
und gleich dem Wink eines Heiligen
uns wie Recht auf Recht … gebührt.


Die Erwartung

16. Mai 2006

Der Grund für alles Unbehagen
ist Habsucht, die uns mit Genuss verzehrt.
Die Einen mögen darüber klagen,
sind widerlich und ungeehrt.

Doch ich bin alles.
Bin Schein und Wahrheit bis zum Tod.
So weiß ich gleichsam alles.
Und kenn' allein den Weg aus dieser Not.

Ich gestehe, nicht ohnehin zu kommen
dich anzusehen, und sofort zu denken,
dass ich nicht nur von dir benommen
und sich meine Gedanken zu dir lenken,
sondern ich Betörung empfinde.
Glieder zappeln, Worte schweben,
und ich wünschte für alle Zeiten,
mit dir als Gefährtin fortzuleben.


Das verlöschende Licht

16. April 2006

Sich das Leben vorgestellt,
was Liebe unbedingt belehrt:
Siehe, wie es sich im Traum verhält,
und dir die Schönheit widerfährt!

Da steht ein Mädchen im weiten Bogen,
schmiegt sich herzlich an den kalten Stein.
Ist wie die Unschuld unbelogen,
und mag trotzdem nicht alleine sein.

Sie blickt mich an. Jeder Wimpernschlag,
den sie flüchtig auf mich wirft,
ist viel mehr, als ich je ertrag' …,
oder an Liebe je bedürft'!

Doch Heiliges lässt sich nicht bestreiten:
ein Mahnmal für jenen treuen Glauben,
in dem einen nicht die Götter leiten,
sondern dir allein die Wahl erlauben.

Die Illusion verfliegt, das Mädchen geht.
Und dennoch ist mein Geist gefrischt:
Sie für mich noch immer im Bogen steht,
auch wenn das Licht an ihrem Fenster,
zu Dämmerung und Einsamkeit verlischt!


Der Bestohlene

11. Dezember 2005

Es trügt die Wahrheit zu vergiften,
und stilles Denken eint uns fast.
So beliebt der weise Herr zu richten:
des Guten Würde, des Sünders Last.

Man versteht nicht viel von allen Dingen,
doch Weniges scheint uns zu gut.
Das Wahnspiel um den eigenen Status,
erregt in mir diese eine Wut:
beschreiben ließe sich's mit Argwohn:
ganz unbehelligt nimmt er sich,
was verschmäht von braven Geistern,
die doch geprägt – ganz liederlich.

Mein Wissen um die Welt ist einfach,
und einfach scheut nicht, Recht zu haben!
So mag man verkünden, dass sich beseelte Leute
an Wohlstand wie an Habgier laben!

Der reine Schmerz, der in mir schwillt,
im Einverständnis klagt.
Und schließlich – sich seiner Sache sicher –,
den Schritt ins Ansichtslose wagt!


Traum und Sühne

6. Dezember 2005

Ich lebte nicht so viele Stunden,
leckte mir vergeblich Wunden,
damit am Ende einer jeden Nacht
der Wahnsinn über meinem Geiste wacht.

So bedinge ich, dass in allen Nächten,
sich Böse wie auch Verliebte ächten,
indem sie in Demut leise Gebete sprechen
und sich fürchten, wenn sie Gebote brechen!

Mein Streben, in Vorsicht anzuschwellen,
wird gestüm mein Gemüt erquellen,
und letztlich – wie schauervoller Regen –
sich über ganze Länder legen.

Das eine würdevolle Licht,
das meinem Hoffen widerspricht,
ist arglos und kümmerlich.
So bleibt der Sinn: Ich liebe Dich!
Und neben allem stillen Jammern
wird man sich an Zukunft klammern,
die träge – wie das Leben uns ein Leiden –,
sollte jeden Ratschlag meiden!

Ich glaube um die Selbsterkenntnis,
dass die Schuld an jeden angeboren.
Und erst das Streben wäre ein gerechter Preis:
der Schuldner hätte seine Schuld verloren.

Ich gestehe darum, was ich bin.
Bin es leid, meinen Mut anzuheben,
oder gar im Glauben fortzubestehen,
es könnte für mich keine Geliebte geben!

Lächerlich sind schöne Worte,
wenn sie falsche Münder rezitieren,
und in der Flut ihres liegenden Vergehens,
Ehre und auch Pfad verlieren!
Mein Sehen, das Vermächtnis ist,
spricht tadelndes Geheimnis mir vorher.
So bleibt zu schwören, dass Wut bleibt Liebe
und des verwegenen Gedankens leer.

Denn was uns häufig Schaden bringt,
nicht, wie hell der Schwerter Schneide klingt!
Es ist fast Wahnsinn, der uns schützt
und trotzdem jedem Tapferem nützt!


Das Unbeständigste im Leben

27. November 2005

Es ist ergeben, doch schert sich nicht,
es ist gekommen, doch grüßt mich nicht,
es scheint zu wissen um mein Versagen
und beliebt ferner, mit mir zu klagen!

Ich verstehe, dass der Grund zu schreiben,
oftmals nur im Kummer liegt:
Ebenso deutlich angewendet, wie jederzeit
die Wissenschaft über Religionen siegt.
Doch haben diese und das Schreiben
nur eine Sache zurzeit gemein:
Sie wissen nicht um ihren Schaffensgrund
und sollten demnach nutzlos sein!

Dagegen spricht Erinnerung die ganzen Sätze:
Belebt und weiß geschickt zu lehren:
So sey's, dass ich könnte
ein Gedicht nur wegen seinem Sinn zu ehren.
Schweigendes Fallen, das verspricht,
ist Unsinn und grenzenlose Infamie:
Ein Abbild, das zudem entsetzt,
dürft' nebenher bekennen – nie!

Doch nun zum Punkt.
Dem Sinn, von dem ich eifrig' sprach:
Er trübt und wäscht zugleich die Fantasie,
und kommt in Stufen: ruhig und gemach.
Am Ende aber zieht er Schlingen,
wie's oftmals zu allen Zeiten stand:
Es ging um Frauen, die bezirzen,
egal, ob hier oder in einem fernen Land.

Doch diese Frau, von der ich spreche,
ist heilig und galant im Wesen.
Ich würde lügen, wenn ich behaupte,
selbst Wahnsinn würde
unter ihren Blicken nicht genesen!
Doch ist es Liebe oder Götterkult?
Ist es zwecklos, sie anzustreben?
Würde mich ihr beherztes Antlitz
fort von allem Übel heben?
Ich will's riskieren zu bejahen,
auch wenn ich um's Misslingen weiß:
So ist es nun, dass mein Schicksal
ihr ein äußerst wunderliches Geheiß.

Und viel zu sehr ist schnell versprochen,
alles Wundern rasch zerbrochen –
die Leere füllt sogleich den Raum,
es war, als wär' es nur ein Traum:
Die Schatten düster, die Stimmen schwammig,
die Gestalten miteinander grau.
Doch wie in jedem meiner grauen Träume,
bist du die Auserwählte, »bunte« Frau!
Der Schatten, der nicht diesig ist,
die Stimme, die sich nicht versteckt!
Sondern die Geliebte, die an Sommertagen
um mein beschämtes Erlauben neckt!

Ich nähere mich, sie nähert sich auch,
Zusammentreffen ist die Tat,
und obgleich der Vorzug uns bestimmt,
wäre Heuchelei schon jetzt Verrat!
Das Spiel, das uns vorwärts treibt,
und gewissenlos in Zeit zerreibt,
ist ausgelegt und doch am Ende:
wie sie erwarte auch ich die Wende
zum Hochleben, zur Aphasie!
Mich scheut allein die karge Miene –
denn sie und nicht ein Gott im Himmel
bestimmt, was ich nach dem Tod verdiene!

So kann es Leben sein, das uns umgibt,
oder größtes, kummervolles Leid.
Doch anzunehmen, dass es unser Versagen wäre,
ginge in jedem Fall zu weit!
Schon lange weiß ich, was Schmerzen sind,
schon lange, was »sich zu grauen« heißt:
ich lebe nur aus einem Grunde weiter,
der mich enger an dein Lieben schweißt.
Ich brenne, fest und eins an dich,
ich fühle, was auch dir weh tut:
ich will helfen, doch ein Zusammenkommen
begründet sich nicht allein in meinem Mut!

Der Glauben, der mich fein betäubt,
meine Augen gar nach innen rollt,
ist ausgeglichen und mich ermattend,
und obendrein von mir gewollt!
Was bleibt, ist lückenhaftes Treiben –
ein schwellend' Wesen, das verlangt.
Und gierig, aber stolz in Weisheit,
um sein karges Bestehen bangt.

Mich interessiert die Güte, die uns umgibt.
Wie sie zu nutzen und missbrauchen sey.
Was daran auch so schwierig klingt:
gelingt es mir, ist's einerlei!
So höre, wie meine Worte lauten:
erkenne, dass mein Abbild dir Funktion!
Und wisse von der eigenen Sache,
und vom Strebenden gerechten Lohn!

Wisse, was auch mir was bringt,
sofern mir nur … die Gunst zu dir gelingt!


Inspiration

25. November 2005

Gelehrig zeigt sich jene Phase,
die beliebt, zu gleichen Teilen
hinter jeder Tat zu stecken
und unter jeder Furcht zu weilen.

So ist es komisch, dass nur Sekunden
mich innigst bekömmlich lachen ließen.
Doch wollte mein entsetztes Staunen
nicht recht in diese Umwelt fließen!

Mich verwundernd erschrak es mich:
Präsenz und Stimme – von einem Wesen,
dem die Anmut angeboren
und das in jedem Wunsch belesen,
mich zu glücken, zu bezirzen
und zu inspirieren wohl noch mehr!
Denn gäbe es nicht Damen, die wie du:
Wo käme meine Poesie dann her?

Im Grunde ist mir einerlei,
dass große Herrscher und ihre Knechte
im Wandel der gestaltig' Erde
nichts bemerken von ihrem Rechte,
den Weg zu schreiten, den ich jetzt gehe,
und ohne Verdruss ihm folgen mag.
Solange, wie ich dich lieben werde
oder bis zu meinem Todestag!

Allein die Vision mir einzuprägen,
dass sonnenhelles Haar
dir Stirn und Ohren seicht verdeckt,
wie es zuvor im Schopfe war …,
sich zu bekümmern: um deinen Willen
zu bekämpfen, was dich hetzt,
und furchtlos im Schatten allen Übels
das Schwert der Trübnis für dich wetzt,
ist mir Geschenk und heiliges Omen,
das nur erwartet, im Segenswunsch zu fallen.
Auf dass deine Lehren und meine Worte
auf ewig auf der Erde hallen.

Schützen, oh, meine Inspiration,
schützen will ich dich vorm Bösen.
Möchte dich aus jedem Dienst befreien
und vom Fluch der Ehe lösen.
Doch es ist fast nicht merklich,
dass meine große und galante Macht
nicht für mich die Ehe löst,
sondern über jede Liebesbindung wacht.

Ich friere in meiner kalten Haut,
das Feuer brennt nicht nur bei mir.
So bleibt kein anderer Weg zu gehen,
als jener, der ja weg von dir!

Die Trauer greift mein Herz:
es zerrt und schlägt es immerzu.
Nun bin ich nur ein verlassener Wächter
und suche inspirierte … Ruh'.


Vom verlorenen Selbstvertrauen

24. November 2005

Ich beuge mich über tiefe Augen,
mag bekennen, mag kaum glauben,
wie gefahrvoll doch die Tiefe ist
und wie beseelt und schimmernd du doch bist.

Zu denken, dass das Leben streitet
und ferner über alles Unglück reitet,
schien in diesem Moment rasch einerlei,
er wünschte sich den Kuss herbei.

Und als der Kuss dann nahe war,
wurde jeder Zweifel rar:
Die Lieblichkeit wurde ausgeführt,
die Wangen, wie auch die Hand berührt,
und Haare, feiner Taubenschwingen,
ließen mich in ihr Beisein dringen:
Wie käme das?, wollt' ich wissen,
ließ sich nun die Scheu vermissen,
die immerfort die Habsucht trägt
und mitunter auch den Totsinn wägt.

Doch nichts von dem war uns erfahren,
ließ uns Anblick und auch Ehre wahren …,
ließ begreifen, wie es sich ziert,
wenn man jede Angst verliert.

Der Kuss – er kam wie warm bestellt –
und ob es im Worte wohl gefällt,
ist nicht Gedanke in meinem Geist,
der sich um alles Geliebte sehr befleißt.

Das zarte Zaudern vor dem süßen Kuss
war in uns niemals Verdruss:
Vielmehr – so wirkt es in allen Fabeln –
sollte man sich selber tadeln!

Und wie ich verstehe, dass Zeiten weichen
und noch mehr dem Abschied gleichen,
bin ich bereit, sie zu vergessen,
und bin ich bereit, wie besessen,
sie niemals aus meiner Seele auszuschließen,
nur noch ihre Andacht zu genießen …,
sie von meinem Leben wegzudrücken,
mich an ihrem Lächeln zu beglücken,
sie zu bannen – als Exilant,
sie zu rufen – an meine Hand,
mich von ihrem Schweif zu trennen,
ihren Namen neu zu nennen.

Was bin ich, wenn ich uneins spreche,
und wirr vergessene Gebote breche?