Gnumeric – Eine bemerkenswerte Tabellenkalkulation


 

Gnumeric ist eine kaum bekannte freie Tabellenkalkulation, die ursprünglich Teil des Gnome-Office-Pakets war, nun aber auch für alle gängigen Plattformen portiert wurde. Das Programm selbst, derzeit in Version 1.12.56 vorliegend, ist durch sein langes Entwicklungsalter weitgehend fehlerfrei, arbeitet stabil und ist auf hohe Genauigkeit ausgelegt. Wer die Oberfläche vor sich sieht, wird zunächst kaum einen Unterschied zu anderen großen Tabellenkalkulationen wie LO Calc oder MS Excel feststellen: Tabellenblätter, Formeln eingeben genau wie gewohnt, per Rechtsklick Zellenformate zuweisen, Zellen verbinden, Spalten ausblenden, alles bekannt. Wieso nun also sollte ich mich mit noch einer Tabellenkalkulation vertraut machen?

 

Folgende Vorteile bietet die Verwendung von Gnumeric:

  • Das Programm arbeitet unglaublich ressourcenschonend: Selbst riesige Tabellen werden quasi auf Knopfdruck geladen. Nicht nur deswegen auch interessant für ältere Hardware.
  • Das von Gnumeric verwendete Dateiformat .gnumeric ist eigentlich eine komprimierte XML-Datei, die es aber irgendwie schafft, bei gleichem Inhalt noch kompakter zu sein als die komprimierten .ods-Dateien von LO Calc (und von MS Excel sowieso).
  • Wichtigstes Feature und deutliches Unterscheidungskriterium zu Calc und Excel ist jedoch die überlegene Funktionalität hinsichtlich statistischer Berechnungsmöglichkeiten und Diagramm-Darstellung. So gibt die Homepage von Gnumeric stolz an, insgesamt 596 Funktionen berechnen zu können, wovon alleine 204 nur bei Gnumeric vorhanden sind! Die erweiterte statistische Funktionalität wird durch eine enge Zusammenarbeit mit der freien Statistik-Software »R« gewährleistet. Wie gesagt, ist auch die Auswahl an Diagrammen und Daten-Visualisierungsmöglichkeiten meiner Meinung nach denen von Calc und Excel überlegen.
  • Der Umgang mit Diagramm-Optionen unterscheiden sich von denen in Calc oder Excel: Ein hierarchischer Baum wird verwendet, um z.B. X-/Y-Achse, Diagramm-Hintergrund oder Legende aufzulisten. Auf diese Weise ist es einfach möglich, neue Optionen hinzuzufügen, z.B. eine Skalenbeschriftung für die Y-Achse in Form eines Unterbaums des Y-Achse-Eintrags. Auch das Hinzufügen z.B. einer linearen Regressionsgeraden zum Datenplot (in Form eines Untereintrags desselben) ist damit einfach handhabbar.
  • Erwähnenswert ist die manuelle Reduktion der Tabellenblattgröße. So kämpft man nicht mit tausenden Spalten und Millionen Zeilen auf einem Blatt, wo nur 20 Werte eingegeben wurden.
  • Export zu LaTeX-Tabellen ist möglich: Kein Rumgefummel im Quellcode mehr – einfach die Tabelle in Gnumeric vorbereiten und den fertigen Code auswerfen.
  • Selbstverständlich gelingt der Import und Export ins LibreOffice- und Excel-Tabellenformat problemlos.

 

Ein paar Sachen kann Gnumeric nicht, sehe ich aber im Moment nicht als Nachteil: Der Umgang mit Pivot-Tabellen und Makros ist derzeit nicht verfügbar. Ich selbst brauche beide nur selten und erfreue mich lieber am raschen und unkomplizierten Erstellen von Diagrammen.

 

Gnumeric dürfte v.a. für diejenigen interessant sein, die mit den statistischen Möglichkeiten anderer Tabellenkalkulationen schnell an ihre Grenzen stoßen.