Über die Vorzüge und Nachteile unterschiedlicher Methoden der schriftlichen Tradierung (Niederbringung)


v1.10 vom 07. Oktober 2019

Die Fähigkeit, über das geschriebene (bzw. gedruckte) Wort unsere Geschichte, Erfahrungen und Wissen an die nach uns Kommenden weiterzugeben, ist das einzige, das uns von anderen Tierspezies unterscheidet, und bedarf aus diesem Grunde besonderer Aufmerksamkeit und Pflege.


Vorwort

In dieser Studie werden viele Dinge genannt, die für die meisten Menschen selbstverständlich sind. Dennoch soll sie denjenigen Unentschlossenen helfen, die sich noch nach dem für sie am besten geeigneten Schreibmedium zu orientieren suchen und eine Bewertung der Möglichkeiten brauchen.


Digitales und Drucksachen

Abhängigkeiten

Die Anwendung, d.h. Eingabe und Verwaltung digital gespeicherten Textes (DGT), bringt eine erhebliche Abhängigkeit mit sich, sowohl kosten- als auch energie- und ortsbezogen. So setzen Eingabe und Speicherung einen Computer (beliebiger Bauart) voraus, der freilich allein mit Elektrizität und empfindlichen Bauteilen funktioniert. Die Eingabe bzw. das Abrufen von Text (oder anderen gleichartig gespeicherten Informationen) kann daher nicht zu einem beliebigen Zeitpunkt erfolgen, sondern ist an einen bestimmten Ort (stationärer Ort, Terminal an Steckdose) oder eine mobile Energiequelle (Laptop oder Tablet mit geladenem Akku) gebunden. Neben dieser unumgänglichen Abhängigkeit werden außerdem intakte Hardware (sowie neben dem eigentlichen Computer auch ein Bildschirm und andere Peripheriegeräte, wenigstens eine Tastatur!) und aktuelle Software (ggf. eine Software zum Lesen proprietärer Dateiformate) benötigt.

Völlig unkompliziert ist dagegen die handschriftliche Aufzeichnung: Sie setzt lediglich Schreibpapier, ein beliebiges Schreibgerät und wenigstens Tageslicht voraus.

Empfindlichkeiten

Es soll untersucht werden, wie empfindlich die den Text verwahrenden Datenträger gegenüber äußeren Einflüssen sind, sodaß im Falle ihrer Beschädigung Teile des Textes oder der Text selbst verlorengehen kann. Zunächst zum DGT:

Bereits die Abhängigkeit von Elektrizität führt zu einer hohen Empfindlichkeit von Datenträgern digitaler Daten (Flash-Speicher, Festplatten, Disketten) gegenüber allen elektromagnetischen Einflüssen. Bedrucktes oder beschriebenes Papier ist dem gegenüber unempfindlich. Beide Trägermedien, Papier oder digitale Speicherträger, sind gleichsam jedoch empfindlich gegen die Einwirkung von Nässe, Feuer oder direkter Sonneneinstrahlung. Hinsichtlich Kälte oder Hitze (ausgenommen die direkte Flamme) ist Papier jedoch unempfindlicher.

An dieser Stelle muß auf die Besonderheit hingewiesen werden, daß beschriebenes bzw. bedrucktes Papier (abhängig von der Art der verwendeten Tinte, z.B. Graphit, Kreide oder Eisengallustinte) bei Einfluß der zuletzt genannten Schadensverursacher ggf. noch lesbar oder wiederherstellbar sein kann, während ein beschädigter Datenträger im schlimmsten Fall selbst bei kleinem Schadeinfluß seine gesamte Speicherfähigkeit unwiederbringlich einbüßen kann. Die Eigentümlichkeit, einen geschaffenen Text »mit einem Male« zu vernichten (z.B. durch plötzlichen Stromausfall) ist bei auf Papier verbrachten Aufzeichnungen unbekannt.

Insbesondere Festplatten sind durch ihre beweglichen Bauteile ausgesprochen stoßempfindlich, Flash-Speicher weniger. Papier (Zettel, Bücher) ist gegenüber Stoßeinwirkung uneingeschränkt erhaben.

Dauerhaftigkeit des Mediums

Erwiesenermaßen ist Papier gegenüber Datenträgern digitaler Daten das dauerhaftere Medium, das bei geeigneter Lagerung auch noch nach Jahrhunderten lesbar bleibt. Noch dauerhaftere Medien sind weiter unten genannt.

Im Gegensatz zu beschriebenen Schriftrollen wird das Papier in Büchern durch die Buchdeckel besser geschützt. Ohnehin ist das Buch der Papierrolle hinsichtlich Lagerung und Platzersparnis überlegen.

Kryptographie

Die optionale Verschlüsselung von Texten kann sinnvoll sein, um private, intime oder gefährliche Worte vor unbefugten Blicken zu bewahren. Zunächst erscheint DGT im Vorteil, denn die Anwendung von vielfältigen Verschlüsselungsalgorithmen ist einfach und schnell; der Zugriff riesiger Textmengen kann von einem einzigen Kennwort, einem Fingerabdruck oder einem Iris-Scan abhängig gemacht werden. Demgegenüber müßten handschriftliche Texte manuell, d.h. durch analoge Anwendung einer Verschlüsselungsschablone oder -matrix »übersetzt« werden.

Die Handschrift bietet demgegenüber den Vorzug der sog. Kurzschrift sowie der Verarbeitung eines selbst entwickelten »Geheimalphabets«.

Sicherung und Vervielfältigung, Platzverbrauch

DGT kann einfach und schnell komprimiert oder kopiert werden, um beispielsweise auf einen winzigen Datenträger eine gewaltige Textmenge zu transferieren, die, auf Papier gedruckt oder geschrieben, überwältigend unhandlich wäre (Beispiel: Enzyklopädie).

Mithilfe des Internets kann DGT in Sekundenschnelle weitgehend kostenfrei und weit verbreitet werden.

In gedruckter Form ist der Text, ähnlich wie bei dem durch Schreibmaschine erzeugten Text, viel kompakter als derselbe Text von Hand geschrieben.

Linguistische Statistik (Wortanzahl und -häufigkeit)

Bezüglich der Analyse eines Textes (Wortanzahl, Anzahl der gebrauchten Wörter usw.) ist DGT im Vorteil. Entsprechende Software analysiert diese Fragestellungen in Sekundenschnelle, während bei auf Papier verbrachten Text nur die manuelle, zeitintensive Analyse möglich ist.

Zuordnung des Autors

Der Verfasser von DGT kann im nachhinein keinesfalls mehr eindeutig ermittelt werden; gleiches gilt für gedruckte Texte. Allein handschriftliche Texte sind durch die einzigartige Handschrift eindeutig zuzuordnen (Stichwort: Testament).

Weitere Vorzüge digitaler und maschinell gedruckter Texte

Vermeidung orthographischer Fehler

Software kann DGT schnell und einfach durch Abgleich mit Wortlisten auf orthographische Fehler analysieren und entsprechend ausweisen. Nichtsdestotrotz bedarf es einer ausreichenden Schreibfertigkeit und eines gewissen Verständnisses für Grammatik, Wortbildung und Stil, um Texte korrekt lektorieren zu können; Software allein reicht in keinem Fall!

 

Es gilt weiterhin zu bedenken, daß beim Eingeben über die Tastatur Schreibfehler (z.B. Buchstabendreher) erzeugt werden können, die bei der Handschrift nie entstehen würden! Weiterhin kann der Digitalsatz fehlerhaft sein (werden), wenn sog. automatische Ersetzungen und Umbruchalgorithmen auf den Text einwirken.

Weiterhin können Teile des DGT durch unbedachten Knopfdruck unbemerkt gelöscht werden; ein Vorfall, der bei der Handschrift ausgeschlossen ist!

Wortsuche und -ersetzungen

Riesige Textbestände von DGT können schnell und einfach auf bestimmte Begriffe durchsucht werden. Gleiches gilt für Wortersetzungen. Dem hat Handschrift nichts entgegenzusetzen.

Verschlagwortung

DGT (Dateien) können verschlagwortet und mit anderen Metainformationen versehen werden (z.B. Kategorisierung von Tagebuch-Einträgen). Handschrift könnte ebenfalls auf Karteikarten aufgeteilt und kategorisiert und sortiert werden.

Lesbarkeit

Abhängig von der verwendeten Schriftart sind maschinell gedruckte Texte sauber und für alle Alphabeten leicht lesbar, während undeutlich geschriebene Handschrift manchmal nicht mehr entziffert werden kann (selbst vom Verfasser). Dieser scheinbare Vorzug wird, auch nach aktuellen Diskussionen zur Abschaffung der Handschrift in Schulen, teuer durch das Verlernen der Handschrift erkauft. Doch ist gerade die (Hand-)Schrift das vermutlich kostbarste Erbe der Menschheit, und darf nicht auf diese Weise »ersetzt« werden, insbesondere nicht ohne Langzeitstudien über Generationen.

Geschwindigkeit der Niederschrift

Je nach Fingerfertigkeit können Texte über eine Tastatur schneller eingegeben als auf Papier geschrieben werden. Das gilt nicht für die handschriftliche Kurzschrift (Steno).

Versionierung und Veränderung

Die Versionierung ist einfach, schnell und eindeutig. Im Gegensatz zu handschriftlichen Text und Schreibmaschinentext kann DGT einfach editiert werden (Austausch/Korrektur von Textpassagen).

Klarheit des Textes

Prinzipbedingt sind handschriftliche Aufzeichnungen mit Tinte und anderen Schreibflüssigkeiten/-materialien gelegentlich verschmiert und müssen vor der Lagerung getrocknet werden (Ausnahme: Bleistift). Dagegen sind Druckerzeugnisse, insbesondere die neue Toner-Drucktechnologie, üblicherweise immer von scharfer Kontur gezeichnet.

Noch ungenannte Vorzüge der Handschrift

Angesichts des gegenwärtigen Eklats um regierungsgestützte Überwachung und Ausspionierung von Bürgern kann die primär handgeschriebene oder durch Schreibmaschine verbrachte Aufzeichnung sehr viel schwerer (und schon gar nicht unbemerkt) ausspioniert werden.

Nur das Handschriftliche ist für Autoren geeignet, die gerne an abgelegenen, ruhigen Orten arbeiten wollen oder können. Die ständige Suche nach einer Steckdose und ggf. eine klappernde Tastatur sind mitunter störend für den freien Gedankenfluß. Generell ist die Arbeit an einem Computer ggf. mit viel Ablenkung (durch nebenbei laufende Software, Buttons etc.) verbunden, was den kreativen Fluß ebenfalls beeinträchtigen kann.

Der ständige Gebrauch der Handschrift übt, und führt zu einem ausgeglicheneren Schriftbild. (Allerdings kann die alleinige Handschrift auch ermüdend für das Handgelenk sein.) Wenn eine gute Handschrift entwickelt ist, spricht nichts gegen den Gebrauch von Computer und Tastatur.

Da Handschrift unweigerlich auf Papier ausgeführt wird, ist zum Ablegen des Textes keine Festplatte und andere Hardware notwendig, deren Herstellung umweltbelastend sind.

Helles Papier blendet die Augen meist weniger als ein leuchtender Bildschirm.

Handschrift erfordert keine Einschränkungen in der Zeichenwahl, während DGT unweigerlich abhängig sind im Glyphenumfang der verwendeten Schriftart.


Schreibmittel

Feder und Tinte

Hier betrachtet werden das Schreiben mit Metallfeder an einem Griffel und das begleitende Eintunken in ein Tintenfaß. Grund dafür ist, daß die üblichen Füllfederhalter mit Tintenpatronen (oder einem anderen Tinten-Reservoir) für gewöhnlich eine zu wuchtige Strichstärke aufweisen, womit sich demzufolge nur schlecht (unsauber) schreiben läßt. Das hat auch bei schmalen Federn fast immer mit einem ungleichmäßigen Tintenfluß zu tun.

Metallische Schreibfedern nutzen sich kam ab, sind in vielen Strichstärken verfügbar; Tinte kann aus beliebigen Zutaten zusammengemischt werden, in unterschiedlichen Farben und von konsistenter Rezeptur. Die Strichlinie ist kontraststark und kann mit minimalem Druck aufgebracht werden.

Nachteilig bei dieser Schreibmethode ist, daß Tinte notwendigerweise sorgfältig aufgetragen und abgetrocknet (abgelöscht) werden muß, ehe die Seite umgeschlagen werden kann. Das kann als Prozeß des Schreibens verinnerlicht und akzeptiert werden, aber wenn der Gedanke fließt, wartet man nur ungern darauf, endlich auf der Rückseite des Papiers fortsetzen zu können.

 

Je nach verwendeter Tinte kann diese mehr oder weniger stark riechen (z.B. Eisengallustinte) und mit der Zeit das Papier zerfressen. Ist das Papier zu dünn, kann das Geschriebene auf der Rückseite durchscheinen. Auch heute noch gibt es verschmierte Finger beim Wechsel der Patrone oder Nachfüllen des Tintenvorrats.

 

Ein Füllfederhalter kann meist einfacher unterwegs verwendet werden, läuft aber ggf. bei Druck- und Temperaturschwankungen aus.

 

Die Unbrauchbarkeit der Glasfeder außerhalb künstlerischer Anwendung ist seit langem belegt: Zu unstet der Tintenfluß, meist auch ein zum Schreiben viel zu dicker Strich. Zudem die Zerbrechlichkeit des Schreibgeräts.

Bleistift

Das Schreiben mit Bleistift ist eine bedeutende Alternative zu jedem anderen Schreibgerät: Ein Bleistift schreibt für sich, man ist nicht von separater Tinte abhängig. Bleistifte sind robust und sauber ablegbar; Federn können nicht abbrechen, Tinte weder verschüttet werden noch eintrocknen.

Der Strich ist kontrastarm (problematisch beim Schreiben unter schlechten Lichtverhältnissen), aber radierbar und verschmiert kaum. Papier wird vom Graphit-Strich nicht angegriffen (dauerhafter als Tinte) und selbst bei dünnem Papier wird das Geschriebene nur unwesentlich auf die Gegenseite durchgedrückt. Außerdem erfolgt keine Ausbleichung im Sonnenlicht. Bleistift schreibt auf jeder Papiersorte und fast jeder Unterlage, selbst mit abgenutzter Spitze. Der Bleistift ist weltweit verbreitet, sodaß Ersatz überall leicht beschafft werden kann (anders als z.B. Stahlfedern). Die Benutzung ist von Druck- und Temperaturschwankungen unabhängig; ein Bleistift zeigt nie Aussetzer im Strich, der wasserfest ist. Die Miene trocknet nie aus.

 

Der Bleistift ist ohne Umstände für Links- und Rechtshänder geeignet; für die Benutzung des Schreibgeräts ist keine besondere Haltung (wie bei einer Feder) notwendig. Daher auch gut geeignet für Schreib-Anfänger. Außerdem ist es der einzige Stift, der sich bequem hinter dem Ohr tragen läßt :)

Folgende Nachteile: Die Mine nutzt sich mit der Zeit ab, sodaß der Stift schrumpft und irgendwann nicht mehr mit den Fingern oder nicht mehr im Gleichgewicht gehalten werden kann (ein gewisser Teil des Stiftes muß dann entsorgt werden, obwohl er noch nicht vollständig aufgebraucht ist! Ausnahme: Bleistiftverlängerer). Das ständige Anspitzen (notfalls mit einem Messer) bestimmt die Strichstärke und produziert (unproblematischen) Abfall. Es eignen sich nur wenige Härten zum Schreiben von Text (F bis B2), und das Schreiben selbst erfordert vergleichsweise viel Druck, was Finger und Handgelenke belastet.

Bleistifte haben leider meistens nur einen sehr dünnen Schaft und sind auf Dauer unbequem zu halten (Ausnahme: Bleistift-Griffel bzw. -Verlängerer sowie Druckbleistifte). Um möglichst lange mit einer spitzen Mine schreiben zu können, wird der Stift bei Gebrauch ständig gedreht, bis er rundum abgenutzt ist. Zuweilen konzentriert man sich mehr auf das Drehen des Stifts und das ständige Anspitzen als auf den eigentlichen Text. Andererseits können Unterbrechungen für das Anspitzen als kreative Pause gesehen (und benötigt) werden. Das Drehen und Anspitzen gilt wohl nicht für Druckbleistifte.

 

Nicht zu vergessen: Bleistifte sind von allen Schreibgeräten mitunter am einfachsten zu reinigen (abzuwischen), z.B. von Gesteinsstaub nach seiner Verwendung im Gelände.

Kugelschreiber

Kugelschreiber haben den Vorzug, daß sie unterwegs unkompliziert transportiert werden können und auf den meisten Unterlagen schreiben. Der Strich ist kontraststark und verschmiert kaum, hat aber die Eigenheit, meist zu dick und inkonsistent zu sein (selbst bei Schreibspitzen, die als besonders dünn ausgewiesen sind). Die Tinte hält vermutlich sehr dauerhaft auf Papier, sofern sie nicht im direkten Sonnenlicht ausblassen kann.

Mit einem Kugelschreiber sollte erst geschrieben werden, wenn die Handschrift voll ausgelernt ist.

Kopierstift

Die ursprüngliche Funktion des sog. Kopierstifts wird heute nicht mehr benötigt; das hat mit seinem Ersatz durch Kugelschreiber, aber auch mit seiner giftigen Mine zu tun (siehe unten). Äußerlich dem Bleistift ähnlich, hinterläßt er einen metallisch glänzenden, ggf. farbigen Strich (aber auch Bleistift-Grau ist möglich), der, anders als der Abrieb des Bleistifts, eine dauerhafte (»dokumentenechte«) Verbindung mit dem Papier eingeht. Entsprechend schlecht läßt sich der Abrieb wieder entfernen.

 

Sein lichtbeständiger, »robuster« Abrieb spricht zunächst einmal für die Verwendung eines Kopierstifts, insbesondere, wenn man dauerhafte Einträge (Tagebuch) anfertigen will. Wie auch der Bleistift schreibt der Kopierstift ungehindert bei Kälte und auf nassem Papier.

 

Derjenige Umstand, der alle Vorzüge des Kopierstifts negativ aufwiegt, ist seine Giftigkeit. Der in der Mine verarbeitete Farbstoff basiert (basierte?) auf Teer, sodaß eine ständige Gefahr der Blutvergiftung besteht, wenn man sich damit stechen sollte (anders als der Bleistift läßt sich der Kopierstift auch noch extrem zuspitzen!). Nicht umsonst gab es früher (und auch heute noch) Warnhinweise für die Benutzung: Stets mit Schutzkappe wegstecken, nie beidseitig anspitzen, Vorsicht beim Verblasen der Spitzer-Abfälle etc.

 

Tatsächlich ist mein Urahn Friedrich Ernst 1855 an einer Blutvergiftung gestorben, nachdem er sich beim Kleiderbürsten mit einem Kopierstift in die Handfläche gestochen hatte!

 

Ob die Mine moderner Kopierstifte auch heute noch so giftig ist, kann ich nicht sagen. Aber es gibt sicherlich unbedenklichere Schreibgeräte, insbesondere im Haushalt mit Kindern.

Schreibmaschine

Der Schreibmaschine sei nachteilig angerechnet, daß die fest installierte Tastatur auf einen geringen Zeichenumfang limitiert (teilweise Doppelbelegung von Tasten, z.B. die Ziffer 1 und Minuskel-l oder die Ziffer 0 und das Versal-O), und sie durch ihr meist beachtliches Gewicht (Ausnahme: sog. Reise-Schreibmaschinen) nur unhandlich zu transportieren ist oder wenigstens einen festen Arbeitsplatz bedingt. Farbbänder sind heutzutage kaum noch erhältlich (passende Größe je nach Modell zu beachten). Hinzu kommt die vergleichsweise erhebliche Lautstärke während der Bedienung sowie die Belastung der Fingerkuppen bei andauernder Nutzung.

Dafür erzeugt die Schreibmaschine robusten, ordentlichen, wenn auch typographisch unästhetischen Text, und sie arbeitet unabhängig von Elektrizität. Der Schreibfluß wird je nach Modell durch das ständige Betätigen des Zeilenwechsel-Hebels unterbrochen.

Andere Trägermedien

Bemalte Keramik

Bemalte Keramik hat den Ruf, außerordentlich langzeitige Informationen zu überliefern. Allerdings ist sie bruchanfällig und wohl nicht geeignet, größere Textmengen in adäquater Zeit aufzunehmen. Gleiches gilt für geritzte Tafeln aus Ton.

 

Ähnliches kann über bemalte Höhlenwände und anderes Steinzeug gesagt werden (immerhin gehören Höhlenmalereien zu den ältesten kulturell überlieferten Informationen der Menschheit), obwohl niemand behaupten würde, sie seien als adäquates Schreibmittel anzusehen.

Gravierte Nickelplatten

Von außerordentlicher Dauerhaftigkeit sind mit Mikro-Schrift gravierte Nickel-Platten (oder andere chemisch inerte Metalle wie Gold). Zum Auslesen würde dann ein Mikroskop genügen. Allerdings ist klar, daß die Gravur zeitaufwendig und von einer hochpräzise arbeitenden Anlage abhängig ist. Außerdem sind Platten aus reinem Nickel nicht einfach zu beschaffen und als Schreibmaterial »für die Gelegenheit« (oder gar privat!) vollkommen ungeeignet, und selbst zum dauerhaften Konservieren von Texten zu dekadent.

Abschließende Bewertung

Die Menschen sollten sich dessen bewußt sein, daß nur zählt, was nach 400 Jahren letztlich noch lesbar bleiben wird, und das wird beschriebenes oder bedrucktes Papier sein. Man darf sich daher nicht von den kurzfristigen Vorteilen der digitalen Speicherung beirren lassen. Das bedeutet nicht, daß man Computer nicht verwenden sollte, um ästhetisch gesetzte Druckerzeugnisse herzustellen; von Bedeutung wird jedoch nicht der digitale Text, sondern nur das auf Papier Verbrachte sein!

Für die dauerhafte Erhaltung schriftlicher Erzeugnisse sind Datenträger für digitale Daten (Festplatten u.a.) somit ungeeignet. Gleiches gilt für Bänder, die nur mit bestimmten Geräten oder Software wieder ausgelesen werden können.