Schriftarten-Dossiers: Q-Z

Lobende und abwertende Bemerkungen


Zu den nachstehenden Schriftarten sind weitere Informationen wie Designer, Erscheinungsjahr, Anbieter, Lizenz etc. der Schriftarten-Tabelle zu entnehmen.


Q

Quadraat Sans – Breit laufend, aber gut lesbar.

 

Quay Sans – Angenehm lesbares Schriftbild ohne Fleckung. Das Ziffern-Design scheint nicht zuende gedacht. Kursive vergleichsweise auffällig, da ihr Gewicht dünner wirkt. Schrägstrich nimmt viel Raum ein. Leider ist die Zeichenausstattung mangelhaft.

R

Relay – Wuchtiges Schriftbild. An vielen Stellen zu eckige Buchstaben. Ziffern häßlich. Interessantes Eszett.

 

Rhapsodie – Aufgrund des zittrigen Schriftbildes in Mengentext unerträglich! Die Anführungszeichen sind bemerkenswert unauffällig, ebenso die Ziffern. Die Versalien fügen sich großartig an die Minuskeln. Hübsches Eszett.

 

Roboto – Eine gut ausgebaute Schriftart. Hier gilt abzuwägen, inwiefern ihr Einsatz gegenüber einer Open Sans oder Fira Sans berechtigt ist. Im Druckbild wirkt sie nüchtern und kalt, wenig intuitiv und ansprechend (ähnlich der Arial), läuft aber nicht so breit. Trotz ihres Umfangs und Ausbaus bleibt sie besser am Bildschirm.

 

Romana – Gut lesbar, geringe Laufweite. Ziffern zu weitständig, interessantes R. Leider scheint es keinen kursiven Schnitt zu geben.

 

Romic – Unruhiges Schriftbild durch geschwungene Buchstabenlinien (Minuskel-e). Punkt beim Minuskel-i unsauber gezeichnet. Unförmige, auffällige Ziffern.

 

Rothenburg Deccorative – Versalien sehr auffällig. Unpassendes Komma und Anführungszeichen.

 

Rotis II SansRotis ist eine Schrift, bei der sich Kritiker rasch in zwei Lager einteilen: Ehedem hochgelobte Modeschrift, von den anderen gehaßt, weil sie bewußt viele Regeln der Leserlichkeit ignoriert. Und so ist die Rotis auch keinesfalls für längere Texte geeignet, wohl aber für kurze Beschriftungen an Grafiken! Hier spielt sie ihre Stärken aus: ein eigener (unverkennbarer), moderner Duktus, Buchstaben und Ziffern rasch erfaßbar, eng laufend. Zur Rotis-Schriftsippe gehören außerdem eine Semi Sans, eine Semi Serif und eine Serif, die aber alle im Satzbild flimmern.

 

Ruehlsche Fraktur – Leider nur in einem halbfetten Schnitt verfügbar, dementsprechend hoher Grauwert und relativ dunkles Druckbild. Die Ziffern sind auffällig, das Alinea dagegen kaum, fügt sich aber gut ein. Das Komma zeigt nur einen undeutlichen Haken.

 

Rungholt-Fraktur – Gut lesbar, dicke und rundliche Buchstabenformen.

S

Sabon Next – Druckbild ausgesprochen sauber und vorzüglich lesbar, ohne gefährdete Serifen. Gleichartige Buchstabenhöhen und -ausrichtungen ohne jegliche Abweichung; daher methodisch kalt und unpersönlich (aber gerade deshalb eine echte Garamond). Einige Majuskeln (L, K, D, M) mit fast nicht sichtbarer Fleckung. Mediävalziffern mit kaum sichtbarer Ober- und Unterlänge. Zurichtung: Wie jedes mit Tschichold in Beziehung stehende Erzeugnis von vollendeter Qualität: hervorragend!

 

Sanvito – Trotz »Schreibschrift« ruhiges Schriftbild. Für kurze Texte interessant (Überschriften?).

 

Scala – Vergleichsweise licht. Einige Majuskeln auffällig. Kursive hakelig. Ziffern auffällig, insbesondere die 4.

 

Schoensperger-Fraktur – Ziffern auffällig.

 

Scotch – Enthält kein Eszett! Daher für deutsche Texte ungeeignet. Sonst gut lesbar.

 

Shannon – Lichtes Druckbild. Unruhige Ziffern/Buchstaben. Kursive unauffällig.

 

Simoncini Garamond – Angeblich »true to the original«. Vorzüglich lesbar, mitunter dank der großen Punzen; Druckbild zart, ohne daß die Serifen wegbrechen. Hübsche Kursive, Fette etwas zu aufdringlich. Minuskel-e sehr offen, Strich vom Podest des Minuskel-i ausgekehlt, Minuskel-m asymmetrisch, deutlicher Haken bei der anführenden Serife der Minuskeln von n, m und r.

 

Slimbach – Gut lesbar, aber stark zeilenbildend. Einige Serifen im Druck zu dünn. Einige Buchstaben leicht fleckig.

 

Source Sans – Großer Zeichenumfang und zahlreiche Features. Da sie auf einer American Grotesk (»Gothic«) basiert, ist die Versalhöhe relativ klein und die Mittelhöhe relativ hoch. Das ist insbesondere in deutschen Texten, wo vergleichsweise viele Versale auftreten, vorteilhaft.

 

Source Serif – Sehr deutliche, oft orthogonale Serifen. Gut lesbar, etwas grob.

 

Stempel Garamond – Angeblich am »originalgetreuesten«. Gut lesbar selbst in kleinen Schriftgrößen. Im Grunde deckungsgleich mit URW Garamond No8, läuft aber weiter als diese. Druckbild gleichmäßig und ordentlich, das nüchterne, betonte Sachlichkeit ausstrahlt. Majuskeln mit unmerklichen, adretten Schwüngen ausgestattet; die Kapitälchen passen nicht ganz so gut zu ihnen. Das Majuskel-S ist im Druck außerordentlich fleckig! Ziffer 5 der Kursive läuft auffällig spitz zu.

 

Stempel Schneidler – Durch belebte Buchstaben/Ziffern ein unruhiger Zeilenlauf, damit ermüdend für Mengentext. Insgesamt licht. Ziffern teilweise schmächtig und unharmonisch (3, 9), Gänsefüßchen auffallend spitz und unproportioniert. Kursive unauffällig.

 

STIX Two TextSTIX steht für »Scientific and Technical Information Exchange«. Diese Schrift ist gemacht für die Publikation von technisch-wissenschaftlichen Texten und will sich dabei keine Blöße geben: Der Umfang verfügbarer Zeichen ist selbst für mich beeindruckend, und es besteht kein Zweifel, daß sich jeder beliebige technisch-wissenschaftliche Text damit setzen lassen wird. Obwohl sich die Buchstaben an einer Times orientieren, ist das Druckbild ganz makellos und angenehm lesbar. Wenn ich einem Studenten nur eine freie Schrift empfehlen könnte, dann diese.

 

Stone Informal – Interessanter Duktus mit abgerundeten Buchstaben.

 

Stone Sans – Gut lesbar.

 

Stone Serif – Vorzüglich lesbar ohne Anzeichen von Fleckung.

 

Sunset Serial – Ganz brauchbar, aber verspielt.

 

Swift Neue – Seltsame Buchstaben-Rundungen und -Kanten. Kursive angemessen. Breiter Bindestrich, Chevrons zu dünn.

 

Syntax – Nüchtern, aber gut lesbar. Teilweise häßliche Buchstaben (k, M, R). Offenes R.

T

Tahoma – Unausgeglichen, fleckig und ermüdend. Umgekehrte deutsche Gänsefüßchen? Nicht für den Druck geeignet.

 

Tekton – Für das Dauerlesen zu licht.

 

Thannhaeuser-Fraktur – (eigentlich eine Bastarda) Im Druckbild stark zeilenbildend, daher nur für Überschriften oder kurze Texte einzusetzen.

 

Thesis Mix – Ausgesprochen klares, sauberes Schriftbild. Das Gewicht Semi Light erscheint mir für Mengentext am besten geeignet. Die angedeuteten Serifen hinterlassen jedoch einen unausgewogenen Eindruck, sodaß die Thesis Mix wohl nicht für Mengentexte, wohl aber für kurze Mitteilungen taugen dürfte. Kursive angenehm unscheinbar.

 

Thesis Sans – Klares Schriftbild. Kursive unausgeglichen.

 

Thesis Serif – Häßlich und plump. Unebene, unauffällige Kursive.

 

Theuerdank-Fraktur – Die älteste und erste Fraktur überhaupt. Gänsefüßchen sind zu auffällig.

 

Tiepolo – Viel zu fleckig, eingerissene Buchstabenenden.

 

Tierra Nueva Norte – Interessantes, belebtes, hakeliges Schriftbild. Für die künstlerische Beschriftung von historisch anmutenden Karten (z. B. »Piraten-Schatzkarte«) gedacht. Kursive steil.

 

Tierra Nueva Sur – Belebt. Nur für ganz kurze Texte, als Ergänzung für die Tierra Nueva Norte. Interessante Pfeile und Ziffern.

 

Times – Ursprünglich für den Zeitungsdruck entworfen, und da sollte sie, wenn überhaupt, auch bleiben. Stumpf und charakterlos, obwohl gut lesbar. Eben ein Arbeitspferd.

 

Times Europa – Dunkles, wohlgeformtes Schriftbild. Passende Kursive. Hübsche Ziffern.

 

Times New Roman – Gut lesbar, aber trocken und ohne Spannung. Alle Majuskeln fleckig, auch die der Kursive! (Die vorinstallierte Variante von MS Windows fleckt fast gar nicht!) Zurichtung: mäßig. Die namensgleiche, mit dem Windows-Betriebssystem ausgelieferte Schrift (in dieser Studie nicht einzeln aufgeführt) erreicht hinsichtlich Zurichtung ein miserables Ergebnis von nur 55,2 %. – Ein Ergebnis, das mich angesichts freier und besserer Alternativen fragen läßt, weshalb gerade diese Schrift unter PC-Nutzern immer noch so beliebt ist.

 

Times Ten – Fleckige Versalien.

 

Today Sans – Plump und unausgewogen. Viele Buchstabenpaare stehen zu dicht, insgesamt schlecht zugerichtet. Durch die dichte Buchstabendrängung bilden sich leicht Zeilenschlangen. Selbst in kurzen Texten anstrengend zu lesen.

 

Trade Gothic – Alle Versalien fleckig, im Druck Probleme mit vertikalen Strichen. Kursive unauffällig.

 

Trade Gothic Next – Gut lesbar, aber alle Versalien fleckig.

 

Trinité – Etwas zittriges Schriftbild. Interessante Klammern.

 

Trump Mediäval – Braucht viel Raum. Kursive und Chevrons scheußlich. Einige Ziffern seltsam (3 mit fast geschlossenem Unterteil).

 

Typographer-Fraktur – Das Druckbild ist dunkel, und es scheint eine starke vertikale Spaltenbildung aufzutreten.

U

Ubuntu – Hausschrift des Ubuntu-Betriebssystems, ein zweischneidiges Schwert. Ihr primärer Einsatz ist für die Darstellung am Bildschirm gedacht, und doch ist sie im Druck ein echter Hingucker: Ihre eigenwilligen, formreduzierten Buchstaben (vergleichbar mit der Dax oder DTL Prokyon) sind elegant und vielfältig, unverbraucht und frisch. Insbesondere die Ziffern sind hervorragend lesbar und klar geschnitten. Wie bei der Schwester-Schrift Aller ist die Normale eigentlich zu dick und der magere Schnitt zu dünn. Hier gilt es mit Schriftgrößen zu experimentieren. Vielleicht ist die Ubuntu besser am Bildschirm aufgehoben. Für Poster-Texte, in denen es auf gut lesbare Wortbilder in großen Schriftgrößen ankommt, verwende ich diese Schrift gerne.

Eine Briefvorlage, die man mit XeTeX kompiliert, findet man hier.

 

Unger-Fraktur – Hell aber gut lesbar. Durch vergleichsweise lange Unterlängen kann der Durchschuß nur schlecht verringert werden, sodaß eine starke Zeilenbildung eintritt. Auch die Wortabstände sind vergleichsweise groß.

 

Unifont – Eine Bitmap-Schrift, die eine unerhörte Glyphenzahl abdeckt (gegenwärtig über 50.000!), sodaß sich mit Unifont vornehmlich mehrsprachige Texte problemlos setzen oder am Bildschirm darstellen lassen.

 

Unifraktur Maguntia – Die am besten ausgebaute Fraktur, die mir bisher untergekommen ist. Das Druckbild ist relativ dunkel.

 

Univers Next – Gilt durch ihre Lesbarkeit insbesondere für kartographische Zwecke seit langer Zeit als Standard und ist in manchen Behörden für die Beschriftung von Karten sogar vorgeschrieben (früher nutzte man für die Beschriftung topographischer Karten (im deutschsprachigen Raum) die sog. Römisch, Kursivschrift und Venus).

 

University Roman – Faszinierend. Erweckt beim Lesen den Eindruck, doppelte Linien zu sehen!

 

Usherwood – Anmutige Formen. Kursive zackig.

V

VAG Rounded – Gut lesbar, aber ermüdend. Minuskel-t und -f auffällig.

 

Valentia – Ziffern auffällig, spitzes Komma. Kursive unauffällig. Viele Buchstaben fleckig.

 

Van Dijck – Vorzüglich lesbare Schrift. Einzigartiges Minuskel-g mit schräggestellten Untergeschoß. Kursive lebhaft und (absichtlich?) unsauber gezeichnet, was im Druckbild jedoch nicht auffällt.

 

Vera Serif – Deckungsgleich zur DejaVu Serif.

 

Vineta-Fraktur – Hervorragend lesbar, dynamisches Schriftbild.

 

Vollkorn – Gut lesbar, unproblematisch im Druck. Kursive angenehm. Makellos ausgebaut. Unter den frei nutzbaren Garamond-Varianten eine der besten. Der wuchtige (beabsichtigte) Duktus ist Geschmackssache.

W

Walbaum (Linotype) – Anstrengendes, flimmriges Druckbild durch eine deutliche Fleckung aller Majuskeln sowie der Minuskeln s (!), z und o. Sollte nicht unter 12 pt gedruckt werden, da sonst die zarten Serifen wegbrechen. Seltsame Kursive.

 

Walbaum-Fraktur – Dunkles Druckbild, wenn auch kaum Fleckung.

 

Waltari – Alle Versalien fleckig. Alinea auffällig.

 

Warnock – Gut lesbar, hoher Grauwert, trotz scharfer, zackiger Serifen. Kursive auffällig. Einige Buchstaben wirken (durch Gewöhnung?) unharmonisch, z.B. die Minuskeln k und s und die Majuskeln R und G. Ziffern hakelig.

 

Wayfinding Sans – Eine kompromißlos gut lesbare Schrift, die speziell für schnelles Lesen auf Beschilderungen entwickelt wurde. Ich persönlich nutze sie gerne für Beschriftungen in GIS-Software.

 

Weber-Mainzer-Fraktur – Gut lesbar, aber vergleichsweise anstrengend. Anführungszeichen sehr groß, Komma und Satzpunkt auffällig eckig. Einige Versalien fleckig.

 

Weidemann – »Das Raumwunder Weidemann«. Hervorragend lesbar, in 12 pt wohl zu groß (ohnehin eine Schrift, die erst bei kleinen Schriftgraden ihr Potential entfaltet), dabei eng laufend und platzsparend. Gleichmäßiger Grauwert, keine auffällige Fleckung.

 

Weiß-Antiqua – Durch breit laufende Majuskeln bedingtes, auffällig fleckiges Schriftbild. Einige Ziffern (2, 3) unausgeglichen. Gänsefüßchen spitz, ebenso zart alle anderen Interpunktionszeichen (Punkt, Komma, Doppelpunkt usw.). Stark formreduziertes, unscheinbares Fragezeichen. Kursive unruhig.

 

Weiß-Fraktur – Hervorragend lesbar, Versalien aber fleckig.

 

Whitman Roman – Klares Schriftbild, im Druck sehr brauchbar.

 

Whitney Sans – Normale hakelig im Druck, magerer Schnitt gut lesbar. Riesige Chevrons, zu breite Ziffer Null. Hübsche Schrift mit Potential.

 

Wieynck-Fraktur – Im Druckbild dick und schwer; Buchstabenformen mehr rund als eckig, aber gut lesbar. Ziffern hübsch. Fragezeichen gut spationiert.

 

Wilhelm-Klingspor-Schrift – Erzeugt hohen Grauwert. Anführungszeichen hübsch. Ziffern unauffällig. Versalien leicht fleckig.

 

Wittenberger Fraktur – Das Druckbild ist licht und geschlossen, aber leicht fleckig.

Y

Yanone Kaffeesatz – Im Druck zu fett. Seltsame Ziffern. Besser nur am Bildschirm verwenden.

Z

Zenda-Fraktur – Glyphensatz von sehr geringem Umfang. Das Minuskel-l hat zu viel Fleisch. Offenbar gibt es keine anführenden Gänsefüßchen im Glyphensatz?!

 

Zentenar-Fraktur – Gut lesbar und für Mengentext uneingeschränkt geeignet. Die schöne »Zentenar-Buchfraktur« stand mir zur Bewertung leider nicht zur Verfügung, sondern die gewöhnliche »Zentenar-Fraktur«. Außerdem gibt es einen halbfetten Schnitt. Der Schriftkenner A. Kapr sieht in der Zentenar von E. Schneidler den Konsens, den Höhepunkt von jahrhundertealter Fraktur-Entwicklung.