Ein paar inspirierende Regeln für gute Schriftstellerei


  • Die gesamte Intention des Textes darf sich nicht aus jedem Satz, sondern erst nach dem vollständigen Lesen der Geschichte erschließen.
  • Wenn möglich, sollen die Ereignisse in der Gegenwartsform geschildert werden. Dadurch wird der Leser in das Geschehen verstärkt einbezogen. Aktiv statt Passiv! Nur in konkreten Fällen, nämlich der Wiedergabe von Erinnerungen (auch bei Tagebuch-Einträgen), wird in der Vergangenheitsform formuliert.
  • Der Text ist (beim Reinlesen) von unnötigen Füllwörtern zu säubern. Da man in seinem ersten Impuls meist schreibt, wie man spricht, wird unbewußt oft mehr Vokabular gebraucht, als zur inhaltlichen Aussage notwendig ist.
  • Mehr als zwei Nebensätze sind zu vermeiden.
  • Überschriften stets so formulieren, daß sie zwar treffend sind, aber nie die Handlung vorausnehmen! Eine Überschrift wie »Normas unerwarteter Tod« ist schlecht, wenn sich das Ereignis als Überraschung erst im Verlauf des Kapitels ergeben soll. In diesem Fall könnte man beispielsweise formulieren: »Ein unerwarteter Tod«
  • Während des Schreibens darf keine kommerzielle oder zeitliche (Termindruck) Motivation wirken.
  • Einem fortgeschrittenen Autor reichen zur Ausgestaltung des Textes eine Normale (Brotschrift) in höchstens zwei Designgrößen (z.B. Grundschrift und Fußnoten), sowie ein kursiver Schnitt und ein Set Kapitälchen, wobei versucht werden soll, die Hervorhebung eines Wortes nicht durch Kursivierung, sondern Ausmalung des Satzgeflechts zu bewirken. Beim Satz wird ein typographisch einfacher Text angestrebt (der den Leser möglichst wenig ablenkt). Das kann erreicht werden durch:
  1. Vermeidung von Textauszeichnungen durch andere Schnitte: Zu betonende Worte werden in ‹einfache› Guillemets eingefaßt, anstatt kursiviert zu werden. Die Eignung der Kursivierung für Zitate und längere, eingefügte Textpassagen wird nicht infrage gestellt.
  2. Selbst auf Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede kann mit etwas Geschick meist verzichtet werden, ohne daß die Kraft oder inhaltliche Deutbarkeit leidet: Wie fühlst du dich?, fragt Carlos.
  • Man finde einen ausgeglichenen Mittelweg zwischen geschilderten Einzelheiten und Freiraum für Fantasie. Nicht jeder Leser mag jede Einzelheit vorgekaut und erläutert bekommen. Der (nicht zu grobe) Umriß von Ereignissen, Figuren-Charakteristika und -Aussehen, Orten etc. hält des Lesenden Geist bei Laune, fordert und vergnügt ihn. — Wird dagegen ein Drehbuch für Film oder Theater verfaßt, gilt das Gegenteil: Um die Vorstellungen des Autors bestmöglich umsetzen zu können, sind sehr wohl detaillierte Beschreibungen aller Ereignisse, Orte, Personen und Gefühle notwendig. Deshalb liest sich ein Drehbuch auch hölzern im Vergleich zu einem Leseroman.