Witwen und Waisen


Witwen (oder »Hurenkinder«) und Waisen (oder »Schusterjungen«) sind typographische Mängel, d.h. den Lesefluß störende Gebilde:

  • Witwen (»Hurenkinder«) heißen einzelne Wörter oder Zeilen am Beginn einer neuen Seite. Merksatz: »Man weiß nicht, woher das Hurenkind kommt.«
  • Waisen (»Schusterjungen«) heißen einzelne Wörter oder Zeilen am Ende einer Seite. Merksatz: »Man weiß nicht, wohin der Schusterjunge geht.«

Es gibt verschiedene Meinungen, wie mit beiden typographischen Anomalien umzugehen ist:

  • Als einzelnes Wort am Anfang einer Seite oder Textkolumne zieht eine Witwe unnötig Aufmerksamkeit auf sich.
    • Das trifft jedoch nicht zu, wenn die einzelne Zeile nahezu vollständig gefüllt ist UND die erste Zeile auf einer vollständig gefüllten Textseite darstellt. Nur in diesem Fall kann man die Witwe ignorieren.
    • Ist die Witwe (ob nun einzelnes Wort oder einzelne Zeile) der einzige Text auf einer sonst vollkommen leeren Seite, ist diese Witwe auf jeden Fall zu bekämpfen!
  • Als einzelne Zeile am Ende der Seite oder Textkolumne wird eine Waise nicht von folgenden Zeilen »aufgefangen«, sodaß der Textblock unruhig wirkt. Aus typographischer Sicht ist dieser Zustand unhaltbar.

Um beiden Mißständen entgegenzuwirken, könnte man entweder den Satzbau umstellen, den Zeilenabstand verändern oder die penalty-Werte in LaTeX anpassen. Mit folgenden Reglern läßt sich beispielsweise die Toleranz einstellen, nach der LaTeX noch eine solche einzelne Zeile erlaubt:

\clubpenalty = 5000
\widowpenalty = 5000

Je höher der Wert, desto strenger wird die Regel angewendet, daß der letzte und erste Absatz einer Seite aus mehr als 1 Zeile bestehen muß.


Wer keine Lust zum Herumprobieren hat bzw. wem (wie mir) mulmig ist, an den internen Layout-Parametern von TeX herumzuspielen, der kann auf ein spezielles Paket zurückgreifen:

\usepackage[all,defaultlines=2]{nowidow}

Die Option all sorgt dafür, daß sowohl Witwen als auch Waisen bedacht werden; defaultlines=2 stellt die Mindestanzahl an Zeilen ein.

Man sollte daran denken, daß ein zu hoher Wert, z.B. defaultlines=4 dazu führen könnte, daß sich der Satzspiegel jeder Seite auffällig unterscheidet. Das bedeutet: Die eine Seite wird mit 35 Zeilen gefüllt, die nächste mit 39, dann wieder 31.

 

Eine Mindestanzahl von 2 ist auf jeden Fall angemessen.


Paket »widows-and-orphans«

Das Paket »widows-and-orphans« identifiziert automatisch ungünstige Trennstellen und weist auf Witwen und Waisen hin. Zur Benutzung siehe Paket-Dokumentation.